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4. November 2024

Autobauer in der Zwickmühle

Die europäischen Autobauer stecken in der Zwickmühle aus hohen Produktionskosten für E-Autos bei gleichzeitig stagnierender Nachfrage, wachsender Konkurrenz aus China und politischen Zielen, die auf ein Ende ihres zuverlässigen Margenbringers hinauslaufen: des Verbrennermotors.

Philipp Stumpfegger, Analyst bei DJE Kapital
Philipp Stumpfegger, Analyst bei DJE Kapital

Der Stoxx Europe Automobil hat seit Jahresbeginn rund 9,6 Prozent verloren und ist dieses Jahr bisher der schwächste Sektor in Europa. Im selben Zeitraum konnte beispielsweise der Euro Stoxx600 über 8,8 Prozent zulegen und der MSCI World sogar um 17,3 Prozent (Stand 28.10.24). Mit Blick auf die deutschen Autobauer (OEMs) erwarten Analysten einen durchschnittlichen Gewinneinbruch im hohen zweistelligen Bereich für das laufende Jahr im Vergleich zu 2023. Nahezu alle europäischen Automobilhersteller mussten ihre Ziele, die sie sich noch am Jahresanfang gesetzt hatten, deutlich nach unten revidieren.

E-Autos auf der Bremse

Philipp Stumpfegger, Analyst für den Sektor Automobile bei der DJE Kapital, meint: „Die globalen Verkaufszahlen von E-Autos (vollelektrisch und hybrid) wuchsen in der ersten Jahreshälfte 2024 immer noch stärker als der Gesamtautomobilmarkt, allerdings haben sie mit einem Plus von nur sieben Prozent stark an Momentum verloren im Vergleich zu den 22 Prozent im Vorjahreszeitraum. Die Situation in Europa (plus ein Prozent) und vor allem Deutschland (minus neun Prozent) ist noch deutlich ausgeprägter. Der Einbruch der deutschen E-Auto-Absatzzahlen lässt sich teilweise mit dem Wegfall von staatlichen Förderungen erklären. Aber nicht nur.

Ein weiteres Thema ist die mangelnde Ladeinfrastruktur – in einer Umfrage (Allensbach, Okt. 2023) gaben 68 Prozent der Befragten an, dass sie das Angebot an Lademöglichkeiten in der eigenen Umgebung als „weniger gut“ oder „gar nicht gut“ betrachten. Die Situation auf den Autobahnen und Landstraßen wird nur als geringfügig besser eingeschätzt (zu 49 Prozent kritisch und nur zu sieben Prozent positiv). Zudem hinkt die Bundesregierung mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur ihrem Ziel, bis 2030 eine Million öffentlich zugängliche Ladesäulen zur Verfügung zu stellen, weit hinterher. Aktuell (per September 2024) gibt es 146.000 Ladepunkte in Deutschland. Um das Ziel zu erreichen, müsste sich die Ausbaugeschwindigkeit mehr als verdoppeln. In Europa ist die Situation von Land zu Land verschieden – hier sind beispielsweise die Niederlande und Norwegen in Sachen Ladeinfrastruktur erheblich weiter. Kurzfristig kommt der stockende E-Auto Absatz in Europa zur Unzeit, wenn man an die verschärften CO2-Emissionsziele denkt, die ab 2025 EU-weit gelten sollen.“

Hilfreiche und hilflose Maßnahmen

„Die europäische Automobilindustrie und Politik suchen händeringend nach Auswegen. Viele Autobauer haben harte Kostenmaßnahmen eingeleitet. Die EU hat Strafzölle auf chinesische Importfahrzeuge angehoben und in einigen Ländern werden auch Fördermaßnahmen wie beispielsweise eine neue Abwrackprämie diskutiert. Für deutsche OEMs ist die Situation allerdings prekär, vor allem weil China weiterhin einer der wichtigsten Absatzmärkte ist. Das macht extrem harte Maßnahmen, wie sie die USA mit 100 Prozent Strafzoll auf chinesische E-Autos seit September 2024 erheben, politisch nahezu unmöglich. Selbst noch restriktivere Strafzölle würden nur bedingt helfen, da beispielsweise BYD aktuell ein großes Werk in Ungarn mit einer Kapazität von potenziell 300.000 Autos pro Jahr aufbaut, was nahezu vier Prozent des Autoabsatzes in der EU entspräche. Andere Beispiele sind Leapmotor (Hongkong), die den Kleinwagen T03 in Polen bauen und natürlich auch Teslas Werk in Grünheide.

Deutsche und europäische Autobauer werden so in die Zange genommen, und die Konkurrenzsituation dürfte sich in Europa aller Voraussicht nach noch weiter verschärfen, da der chinesische Auto-Tsunami aus unserer Sicht erst noch bevorsteht. Auch wenn die Bewertungen der Aktien in der Industrie sehr viel Negatives einpreisen, glauben wir, dass die Talsohle der Aktienkurse bei den europäischen OEMs noch nicht durchschritten ist und bleiben bis auf weiteres vorsichtig.“

DJE/HK

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