fbpx
16. Oktober 2024

Asset Management: EU mit Nachholbedarf

Obwohl die EU hinsichtlich ihrer Bevölkerungsgröße die USA um 30 % überragt, ist der US-Kapitalmarkt um ein Mehrfaches größer als sein EU-Pendant. Die Kapitalmarktgröße bestimmt die Größe der Asset Management-Branche, für die es in Europa Aufholbedarf gibt.

Aktuell gibt es vier etablierte, börsennotierte Asset Manager in der EU, die mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1 Mrd. Euro (Q2 2024) von nennenswerter Größe sind: die italienischen Unternehmen Anima und Azimut, die französische Amundi und die deutsche DWS. In den USA gibt es 18 Asset Manager gleichen Profils: u. a. Blackrock und Blackstone, Invesco, Templeton und Cohen & Steers.

Meilenweit entfernt

Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Capital

Michael Klimek, Geschäftsführer von Dolphinvest, sagt dazu: „Somit gibt es ‚nur‘ etwa 4,5mal so viele Asset Manager in den USA wie in der EU, die in diese Kategorie von Marktteilnehmern fallen, obwohl der US-Kapitalmarkt deutlich größer ist. Weil die Kapitalisierung aller im MSCI USA erfassten Unternehmen insgesamt das Siebenfache der Kapitalisierung der Unternehmen im MSCI European Union beträgt, verwaltet der durchschnittliche Asset Manager in den USA mehr Finanzkapital.“ Da die EU immer noch aus 27 lokalen Kapitalmärkten bestehe, sei sie laut Klimek meilenweit entfernt von den Effizienzvorteilen einer Kapitalmarktunion. Vor allem aber seien es wohl die weitaus größeren Steueranreize für die nicht-staatliche Altersvorsorge in den USA, die sich positiv auf das Wachstum des US-Kapital- und Asset-Management-Marktes in den letzten Jahrzehnten auswirkten.

Profitabilität im Vergleich

Die vier oben genannten EU-Asset-Manager steigerten im Fünfjahresvergleich – Q2 2019 bis Q2 2024 – die Gesamteinnahmen insgesamt um 24 %, und das Vorsteuerergebnis stieg sogar um 56 %. Anders die Situation in den USA: Hier wuchsen die Gesamteinnahmen der 18 Asset Manager um 40 %, also deutlich stärker als in der EU, während das Gesamtergebnis vor Steuern sich um nur 29 % erhöhte, also deutlich weniger als in der EU. Während der Fokus bei der Unternehmensführung von EU-domizilierten Asset-Management-Unternehmen innerhalb der letzten fünf Jahre offensichtlich auf der Steigerung von Effizienz und Profitabilität lag, lag er in den USA auf Wachstum. Den US-Asset-Management-Markt zeichnet insbesondere der Aufbau neuer Geschäftsfelder in den Private Markets aus, in denen sich vergleichsweise hohe Einnahmen aus Managementgebühren erzielen lassen.

Entwicklung der Marktkapitalisierung

Im Zehnjahreszeitraum von 2014 bis 2024 erfuhren börsennotierte Asset Manager in den USA den höchsten Zuwachs an Marktkapitalisierung im Vergleich mit anderen Finanzdienstleistern wie Banken, Versicherungen und Spezialfinanzierern. „Diese positive Entwicklung für die US-Asset Management-Branche ist aber ausschließlich dem kometenhaften Aufstieg der alternativen Asset Manager zu verdanken“, weiß Klimek. Während in den zehn Jahren die Gesamtmarktkapitalisierung aller US-Finanzwerte um etwa 50 % zunahm, konnte die Marktkapitalisierung von börsennotierten Alternatives um gut 350 % zulegen. Gelistete traditionelle Asset Manager bildeten dagegen mit 0 Prozent Steigerung das Schlusslicht im Universum der US-Financials.

Michael Klimek befürchtet Fehler in der EU-Version: „In den bislang öffentlich vorliegenden Details des neuen ‚Altersvorsorgedepots‘ in Deutschland kommt trotz des Investmentnotstands in der Infrastruktur das Thema ‚private Kapitalmärkte‘ nicht vor. Und trotz der negativen Erfahrungen mit fehlenden oder unzureichenden Steuer- und anderen finanziellen Anreizen bei den EU-Fondsvehikeln EuVeCa und ELTIF unternimmt die EU-Kommission keinerlei erkennbare Anstrengung, an der fehlenden Incentivierung etwas zu ändern.“ Diskutiert werde in Brüssel vielmehr die Frage, ob ein zentraler Regulator besser sei als 27 nationale.  „Mario Draghi hat sich unlängst, durchaus nachvollziehbar, für den zentralistischen Ansatz ausgesprochen. Das lässt zumindest hoffen“, so der Branchenexperte.

Dolphinvest Capital/HK

Disclaimer: Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung von Investments zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Aktien können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls auch weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.geld-magazin.at repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Inhalte von www.geld-magazin.at wurden sorgfältig erstellt, unbeabsichtigt fehlerhafte Darstellungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Die 4profit Verlag GmbH lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.