Ist der Sieg Donald Trumps gut oder schlecht für Aktien? Diese und andere Fragen zur Entwicklung der Weltbörsen richtete das GELD-Magazin an Karl-Heinz Strube, Kapitalmarktstratege und Leiter Asset Management, Hypo Vorarlberg.

Der Experte: „Der Sieg Donald Trumps dürfte unterschiedliche Auswirkungen auf die Aktienmärkte in den USA und weltweit haben. Seine offensive Politik unter dem Motto „Make America Great Again“ zielt darauf ab, die heimische Wirtschaft zu stärken. Maßnahmen wie Entbürokratisierung und die Einführung von Zöllen könnten die Wettbewerbsfähigkeit bestimmter US-Unternehmen steigern und deren Gewinndynamik fördern.“

Volatilität steigt

„Besonders in export- und infrastrukturstarken Sektoren könnten sich Chancen ergeben.
Allerdings birgt eine solche Politik auch Risiken. Hohe staatliche Investitionen treiben die Verschuldung, und Zölle können inflationstreibend wirken. Beides sind Faktoren, die die Kapitalmärkte, insbesondere global, nicht positiv bewerten. Ausländische Märkte könnten durch protektionistische Maßnahmen stark belastet werden, was wiederum globale Handelsströme hemmt. Ab Januar 2025 ist daher mit erhöhter Volatilität zu rechnen. Dennoch bieten sich auch Chancen für global ausgerichtete Asset-Manager, die flexibel auf Marktveränderungen reagieren und Potenziale in verschiedenen Regionen und Sektoren nutzen können.“

KI: Keine Blase

Wobei die US-Aktienhausse zu einem großen Teil von den „Glorreichen Sieben“ getragen wurde. Wird sich an dieser Führungsposition etwas ändern? Strube: „Die „Glorreichen Sieben“ haben die jüngste US-Aktienhausse maßgeblich getragen, doch ihre Führungsrolle könnte sich langfristig verändern. Während die US-Börsen insgesamt weiterhin von einer positiven Dynamik profitieren und sich in einem Bullenmarkt befinden, zeigen sich im Technologiesektor erste Herausforderungen. Andere Sektoren wie Versicherungen, Banken und der Value-Bereich bieten derzeit attraktivere Chancen – sowohl in den USA als auch in Europa und Japan.

Trotz der starken Kursrally von KI-Aktien gibt es keine Anzeichen für eine Blase. Vielmehr steht der Markt mitten in einem langfristigen Mega-Trend, der von Digitalisierung, KI und Automatisierung geprägt ist. Diese Entwicklung, vergleichbar mit den großen industriellen Revolutionen, könnte die Börsenlandschaft über Jahrzehnte prägen. Dennoch ist fraglich, ob die heutigen Marktführer auch in 20 Jahren noch dominieren werden. Eine Umschichtung innerhalb der Marktführer und eine Zunahme von Schwankungen ist durchaus möglich. Chancen liegen daher nicht nur bei den großen Technologieunternehmen, sondern auch in breiter diversifizierten Märkten und Sektoren.“

China: Chancen und Risken

Letzte Frage: Wird Pekings Konjunkturspritze die chinesische Börse weiter unterstützen?
Der Experte: „Chinas neues Konjunkturpaket hat den chinesischen Aktienmarkt deutlich belebt und für einen schnellen Anstieg der Kurse gesorgt. Als Motor des globalen Wachstums bleibt China ein zentraler Treiber der Weltwirtschaft. Die Maßnahmen des Pakets haben das Vertrauen der Anleger gestärkt und könnten kurzfristig weitere Impulse liefern. Langfristig steht China ein vielversprechendes Jahrzehnt bevor, mit Chancen auf starkes Wachstum.

Allerdings müssen zunächst bestehende Herausforderungen bewältigt werden, etwa im Immobiliensektor, bei den Unternehmensschulden und in der strukturellen Neuausrichtung der Wirtschaft. Gelingt es, diese Probleme zu lösen, könnte das Land eine nachhaltige Wachstumsphase einleiten, die die chinesische Börse weiter unterstützt. Trotz unserer globalen Ausrichtung sind Investitionen in China mit hohen Risiken verbunden. Das politische System, in der es keine Gewaltenteilung gibt und Staatseingriffe in so gut wie alle Sektoren erfolgt lässt keine freie Marktwirtschaft zu, was Grundvoraussetzung für nachhaltige und erfolgreiche Unternehmenspolitik ist.“ 

Lesen Sie mehr dazu in der GELD-Magazin Ausgabe Nr. 6/2024.