Aktien: Engagement erhöht
„Wir haben unser Engagement an den Aktienmärkten erhöht“, sagt Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild. Das derzeit volatile Marktumfeld erfordere allerdings viele taktische Anpassungen.
Melman: „Im vergangenen Monat hatten wir Aktien aus Vorsichtsgründen leicht untergewichtet, nachdem die Anlageklasse sehr stark gestiegen war und sich ein unerwartetes Szenario bestätigt hatte – die Reflation in den USA und das Risiko einer erhöhten Volatilität aufgrund neuer Unsicherheiten über die Reaktion der Federal Reserve. Der Rückgang der Aktienkurse veranlasste uns Mitte des Monats zu einer neutralen Positionierung und gegen Ende zu einer Übergewichtung.“
Chancen bleiben
„Zunächst überraschten die Unternehmensergebnisse für das erste Quartal positiv und wir hielten es für bedenklich, in einem solchen Umfeld dauerhaft unterinvestiert zu bleiben. Dann hielt US-Notenbankchef Jerome Powell eine eher beruhigende Rede, in der er darauf hinwies, dass die Fed noch viel Spielraum habe, bevor sie einen Kurswechsel in Erwägung ziehe. Schließlich deuteten die jüngsten Arbeitsmarktdaten und die schwächeren Umfrageergebnisse bei kleinen und mittelständischen Unternehmen darauf hin, dass eine leichte Verlangsamung in den USA nicht ausgeschlossen werden kann – was in dieser überhitzten Wirtschaft eine sehr gute Nachricht wäre. Da die europäische und die chinesische Wirtschaft Anzeichen einer Erholung zeigen und kein Inflationsrisiko besteht, haben wir unser Engagement an den Aktienmärkten erhöht.“
Risiken nicht vergessen
„Natürlich bestehen nach wie vor Aufwärtsrisiken für die Inflation in den USA. Und das geopolitische Risiko bleibt hoch. Darüber hinaus dürfte die Marktliquidität trotz der bevorstehenden Drosselung der quantitativen Straffung durch die Fed im Laufe des Sommers versiegen, wenn man bedenkt, wie schnell das Reverse-Repo-Programm (RRP) der Fed ausläuft. Im Sommer dürften die Märkte im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen zunehmend nervös werden. Während das abnehmende Rezessionsrisiko eine gewisse Klarheit schafft, bleiben andere Risikofaktoren wie die US-Inflation, geopolitische und politische Risiken sowie Liquiditätsrisiken auch 2024 allgegenwärtig.“
Fokus auf Wachstum
„Wir sind sowohl in US- als auch in europäischen Aktien übergewichtet. Wir bevorzugen weiterhin Big Data, den Gesundheitssektor und europäische Small Caps. Wir gehen davon aus, dass die Lockerung der Kreditvergabebedingungen der Banken, die sehr wahrscheinliche Zinssenkung der EZB im nächsten Monat und die Konjunkturerholung in Europa zu einer Neubewertung der Anlageklasse führen werden.
Wir halten an unserer Übergewichtung festverzinslicher Wertpapiere fest, zumal die Ölpreise eine Korrektur eingeleitet haben, die sich negativ auf die Inflationsprognosen auswirkt. Obwohl uns das reflationäre Umfeld in den USA überrascht hat, deuten viele Faktoren weiterhin auf eine Konjunkturverlangsamung hin, was sich positiv auf die Anlageklasse auswirken dürfte, zumal die Renditen in absoluten Zahlen weiterhin attraktiv sind. Die Kreditspreads haben sich auf ein moderates Niveau eingeengt, was jedoch mit dem günstigen wirtschaftlichen Umfeld, in dem die Anleger sehr präsent sind, vereinbar ist.“
Edmond de Rothschild Asset Management/HK