Elektro-Autos: Eine Fehlentwicklung?
Die Kritik an Elektro-Autos ist scharf: „Zu schlechter Co2-Fußabruck in der Produktion, brutaler Ressourcenabbau, Abhängigkeit von China“, lauten einige Vorwürfe. Handelt es sich um eine Fehlentwicklung? Die Wahrheit ist differenzierter.
„Alles leere Kilometer“, so hart könnte man die Kritik an Elektro-Autos zusammenfassen. So machen Wissenschaftler in einem offenen Brief an die deutsche Bundesregierung mobil. Hier wird argumentiert, dass E-Autos Treibhausgase lediglich exportieren würden, weil die Batterien hauptsächlich in China hergestellt werden – unter nicht gerade umweltfreundlichen Bedingungen.
Vorwurf: Mogelpackung!
Weiters würden die Boliden in der Realität bis auf weiteres von schmutzigen Strom aus Kohle und Gas angetrieben werden, weil die Kapazitäten an erneuerbaren Energien schlichtweg begrenzt sind. Prof. Thomas Willner von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg war bei der Erstellung der Protestnote federführend, im Gespräch mit dem GELD-Magazin erklärt er: „E-Mobilität wurde im Kampf für saubere Luft in Ballungsräumen gestartet, als Klimaschutzmaßnahme ist sie aber ungeeignet. Es handelt sich um eine Mogelpackung!“ Sind also E-Autos tatsächlich eine Fehlentwicklung, reif für den Elektro-Schrott?
„Die beste Option“
Benjamin Stephan, Verkehrsexperte bei Greenpeace, zeichnet ein anderes Bild. Er meint: „Eine klimaverträgliche Verkehrswende braucht eine Antriebs- und eine Mobilitätswende. Wir müssen unser Verkehrssystem so umbauen, dass durch zusätzlichen öffentliche Verkehrsangebote und bessere Fahrradwege immer weniger Menschen auf das Auto angewiesen sind. Es wird aber, gerade auf dem Land, auch in Zukunft noch Autos brauchen. Und hier sind Elektro-Autos die ökonomisch und ökologisch beste Option.“
Wichtig ist laut dem Experten allerdings, dass es klare Vorgaben gibt, etwa was ein verbindliches Lieferkettengesetz betrifft: „Es müssen klare Menschenrechts- und Umweltstandards hergestellt werden, zum Beispiel was den Abbau von Kobalt im Kongo oder von Lithium in Chile betrifft. Hier stehen Automobilhersteller und Politik in der Verantwortung.“ Aber wie steht es nun darum, dass E-Autos mit Strom aus fossilen Brennstoffen oder Atomkraft angetrieben werden? Stephan meint, dass die Energiewende noch schneller vorangetrieben werden müsste, mit dem Ziel, dass nur erneuerbare Energien in der Produktion und für den Betrieb von E-Autos eingesetzt werden, da sie ihre Klimaschutzwirkung nur so voll entfalten können.
E-Fuels: Skepsis
Aber gibt es nicht schon jetzt bessere Alternativen zu E-Autos? Nämlich sogenannte E-Fuels, auch synthetische Kraftstoffe genannt. Diese strombasierten Kraftstoffe haben laut Stephan dort ihre Berechtigung, wo es keine technischen Alternativen gibt, namentlich im Flugverkehr und in Hochseeschifffahrt.
Was den breiten Einsatz im Automobilbereich betrifft, sei allerdings Skepsis angebracht: „Wenn synthetischer Kraftstoff klimaneutral sein soll, muss er aus erneuerbarem Strom hergestellt werden. Die so genannten E-Fuels werden aber dauerhaft deutlich teurer und weniger effizient sein, als Autos direkt mit Strom zu betreiben. Der Strombedarf für den Betrieb eines Autos mit strombasiertem Kraftstoff ist fünf bis sieben Mal höher, als der eines vergleichbaren Elektro-Autos. Entsprechend müssen für den Pkw-Betrieb mit E-Fuels mindestens fünf Mal so viele Windräder und Solaranlagen gebaut werden, wie für die gleiche Zahl E-Autos.“
„Keine Alternative“
Stephan fasst zusammen: „E-Mobilität ist ein wichtiger Bestandteil in einem Mobilitäts-Gesamtkonzept. Elektro-Autos schlagen bereits jetzt schon alle Alternativen, auch bei den heutigen Methoden der Herstellung und beim aktuellen Energie-Mix. Das gilt etwa auch für Polen, wo viel Strom aus Kohle produziert wird. Es gilt: Es gibt keine technische Alternative zu batterieelektrischen Antrieben, um den CO2-Ausstoß von Pkws signifikant zu senken.“
Die ganze Story lesen Sie in der GELD-Magazin September Ausgabe unter: https://www.geld-magazin.at/flipBooks/gm2109/16/index.html