Green Finance in der Corona Welt
Der aktuelle Akt, in dem COVID-19 die Hauptrolle spielt, ist noch nicht zu Ende, und so schnell wird dieser wohl auch nicht enden. Wir dürfen aber vermutlich auf einen gemeinsamen Auftritt mit „Green Finance“ hoffen.
Gerade noch wurde dieses Thema während des Weltwirtschaftsforums in Davos ins Rampenlicht gerückt: Es wartet nun auf das Ende des aktuellen Akts, der durch Corona bespielt wird. Es sieht ganz so aus, dass COVID-19 in gewisser Weise zu einer Neuausrichtung – weg von einem einzigartigen Fokus auf Green Finance, hin zu einem gemischteren ESG-Ansatz – geführt hat, bei dem das „E“ möglicherweise nicht mehr so dominant vorherrscht, und nun von einem stärkeren Akzent auf dem „S“ begleitet wird.
Pandemie verstärkt ESG-Prävalenz
Während die Emission von Green Bonds seit dem Hype um das Virus zurückgegangen ist, hat sie umgekehrt die Emission von Nachhaltigkeits- und Sozialanleihen beschleunigt, da die privaten Märkte erschlossen werden, um die Erholung zu unterstützen.
Im April veröffentlichte die International Financial Corporation als Mitglied der Weltbankgruppe einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass auf dem Markt für Green Bonds 2019 weltweit Rekordemissionen von 240 Mrd. USD verzeichnet wurden (3 % der gesamten ausgegebenen globalen Anleihen im letzten Jahr). Sustainalytics hat zwar berichtet, dass Green Bonds ins Stocken geraten sind, da die Emissionen im März 2020 nur ein Drittel des Vorjahres ausmachten, auch die Daten der Climate Bonds Initiative bestätigen dies, jedoch waren das ja nur Momentaufnahmen, und es besteht kein Zweifel daran, dass grüne Anleihen zusammen mit Social Bonds im Aufwärtstrend liegen und die Pandemie dies insgesamt befeuert.
Erste deutsche grüne Bundesanleihe
Im September soll die erste deutsche grüne Bundesanleihe ausgegeben werden. Der Bund hat Ausgaben von 12,7 Mrd. Euro aus fünf Themenfeldern identifiziert, die für eine Refinanzierung über Öko-Anleihen infrage kommen. Mit dem Geld sollen nachhaltige Investitionen finanziert werden, wie saubere Verkehrssysteme, Autos mit weniger CO2-Emissionen und der Übergang zu einer weitgehend mit erneuerbaren Energien arbeitenden Wirtschaft.
In Österreich gibt es derzeit wohl noch keine konkreten Pläne. Dennoch analysiert die Oesterreichische Bundesfinanzierungsagentur im Rahmen der Erarbeitung der österreichischen Green Finance Agenda diese Option. Alfred Lejsek, Leiter der Gruppe Finanzmärkte im Ministerium, meinte im Jänner im Rahmen des „Sustainable Finance Summit“ zwar, wenn alles gut liefe, könnte bereits im Herbst dieses Jahres der erste „Green Bond“ für Österreich begeben werden, diese Aussage nahm er jedoch einige Tage später wieder zurück und wies darauf hin, dass es noch keinen Zeitplan für eine Umsetzung gäbe.
Das Social-/COVID-Phänomen
Regierungen und Entwicklungsbanken aus der ganzen Welt bringen Emissionen auf den Markt –spezifische COVID-Anleihen zur Beschaffung von Geldern, um die Herausforderungen zu bewältigen, die die Pandemie für die Gesellschaft darstellt. Das Institute of International Finance hat in jüngster Zeit ein monatliches Volumen von mehr als 7 Mrd. USD an Emissionen von Sozialanleihen gemeldet, verglichen mit einem monatlichen Durchschnitt von 1,2 Mrd. USD im Jahr 2018/19.
Der Bericht des UN-Umweltprogramms „Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die globale nachhaltige Finanzierung“ spricht über das Interesse für „ESG-Alpha“ angesichts der zunehmenden Konzentration auf soziale Fragen. Es wird allerdings darauf hingewiesen, dass es noch zu früh ist, um die langfristigen Auswirkungen beurteilen zu können, aber das Potenzial für eine umfassende Neubewertung „sozialer Probleme in ESG-Ratings“ besteht.
Dies spricht das in der Tat aktuelle Problem bei ESG-Ratings an, bei denen es an Standardisierungen bei Messungen und Bewertungen mangelt – der Bericht fügt jedoch hinzu, dass dies die Bemühungen zur Stärkung der Kohärenz von ESG-Ratinginformationen motivieren „kann“. Dies ist zu hoffen, jedoch sicherlich kein einfaches Vorhaben.