22. April 2025

Märkte: Anleger müssen umdenken

Die Marktbreite nimmt zu – und mit ihr die Chancen für Substanzwerte, defensive Titel und neue regionale Schwerpunkte. Anleger stehen vor einer Phase des strategischen Umdenkens, analysiert Nelson Yu, Head – Equities bei AllianceBernstein.

Nelson Yu, Head – Equities bei AllianceBernstein

„Zölle, Konflikte, Zinspause: Der politische Druck auf die Märkte wächst. Und die politische Gemengelage, die in letzter Zeit die Schlagzeilen bestimmt hat, wird sich nicht so bald auflösen. Die Unsicherheit könnte nachlassen, wenn sich ein systematischerer Ansatz bei den Zöllen durchsetzen sollte. Das könnte die Anlegerängste, trotz der Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen eines Handelskriegs, lindern.“

Zeit für Neuausrichtung

„Auch Anleger sehen sich komplexen Herausforderungen gegenüber: Die politische Ungewissheit ist so groß wie selten zuvor und im Aktienbereich nimmt die Marktbreite zu. Vieles spricht dafür, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um Engagements mit Blick auf Anlagestil und Regionen noch einmal kritisch zu überprüfen. Dies gilt insbesondere für zahlreiche Anleger, die aufgrund der Dominanz der „Glorreichen Sieben“ in den vergangenen Jahren US-Wachstumsaktien übergewichtet haben.

Mithilfe defensiver Titel lässt sich eine breitere Streuung und damit ein robusteres Portfolio erreichen. Durch Anlagen in qualitativ hochwertigen Titeln mit stabilen Handelsmustern kann eine defensive Strategie dazu beitragen, die Volatilität aufgrund von politischen, technologischen und makroökonomischen Risiken zu verringern. Substanzwerte ermöglichen eine Diversifizierung zu Preisen, die immer noch weit unter denen von Wachstumsaktien liegen. Zwar gelten Substanzwerte als anfällig gegenüber zyklischen Konjunkturschwankungen, dennoch können Anleger durchaus unterbewertete Titel mit attraktiven freien Cashflows und Unternehmensmerkmalen finden, dank derer sich Gewinne selbst in einem trägeren Wirtschaftsumfeld erzielen lassen.“

Interessante Anlageregionen

„Auch die regionale Diversifizierung erhält eine wichtigere Bedeutung. So könnte sich der europäische Aktienmarkt endlich stabilisieren – trotz der anhaltenden Risiken durch den Ukrainekrieg. Im Vergleich zu US-Titeln weisen europäische Aktien immer noch attraktive Bewertungen auf, und europäische Unternehmen übertrafen die Konsenserwartungen in der Berichtssaison für das vierte Quartal um durchschnittlich 3 Prozent. Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass sich die Tendenz der vergangenen drei Jahre, in denen europäische Aktienfonds stetig Kapitalabflüsse verzeichneten, umkehren könnte. Wenn Anleger selektiv vorgehen, können sie europäische Unternehmen mit kontinuierlich wachsenden Gewinnen und hochwertigen Geschäftsmodellen identifizieren, die weniger anfällig gegenüber regionalen, makroökonomischen und geopolitischen Risiken sind.

Auch die Emerging Markets erholen sich und bieten überraschende Gelegenheiten. Einige der wichtigsten Akteure der globalen Lieferkette für KI-Systeme sind in Emerging Markets ansässig. Die Gewinnprognosen für diesen Teil der Welt, der zusammen 90 Prozent der globalen Bevölkerung repräsentiert und etwa die Hälfte des globalen BIP generiert, sind derzeit im Steigen begriffen. Zudem zeigt das Research von AllianceBernstein, dass Anleger hohe Opportunitätskosten zahlen könnten, wenn sie die Erholung der Emerging Markets verpassen.“

AllianceBernstein/HK

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