18. April 2025

Geothermie: Chance nützen

Geothermie könnte viel breiter angewendet werden, als das heute der Fall ist. Um die Chancen der Geothermie zu realisieren, bräuchte es jedoch zu Beginn staatliche Fördermaßnahmen. Dies, um in einem weiteren Schritt Investitionen der Privatwirtschaft im großen Stil auslösen zu können.

„Gemäß der IEA (Internationale Energieagentur) könnte die Geothermie damit innerhalb eines Jahrzehnts gegenüber anderen Energiequellen wettbewerbsfähig werden. Damit würde die Erdwärme auch auf die Agenda all jener rücken, die am nachhaltigen Investmentthema Dekarbonisierung und Klima interessiert sind“, so Gerhard Wagner, ESG-Spezialist bei Swisscanto.

Gerhard Wagner, Senior Portfolio Manager bei Swisscanto
Gerhard Wagner, Senior Portfolio Manager bei Swisscanto

In der Niesche

Wagner: „Doch der Reihe nach. Obwohl die Chancen der Geothermie seit Jahrzehnten erkannt sind, belegt sie unter den Quellen zur Stromerzeugung noch eine Nische. Sie deckt nicht einmal 1% des globalen Energiebedarfs ab. Bisher wurde Erdwärme vor allem in Ländern erschlossen, in denen der Zugang dank vulkanischen und tektonischen Aktivitäten nahe der Erdoberfläche relativ einfach ist. So etwa in Island, Italien, der Türkei, den USA, und den Philippinen. Dank neuen technologischen Fortschritten könnte dieses Nischendasein aber bald der Vergangenheit angehören. Zu diesen Technologien gehören kilometertiefe Horizontalbohrungen und hydraulische Frakturierung, die ausgerechnet durch die oft kritisierten Schieferöl- und -gasgewinnung in Nordamerika verfeinert wurden. Mit den Verfahren könnte Geothermie in bis zu acht Kilometern Tiefe erschlossen werden. Ab fünf Kilometern wird im Grundgebirge der Erdkruste das große Potenzial für die Stromerzeugung vermutet.

Nach Berechnungen der IEA könnten bereits Bohrungen bis auf dieses Niveau mehr Energie liefern als das so genannte technische Potenzial der Windenergie. Gegenüber Wind hat die Geothermie den Vorteil, dass die Stromerzeugung wetterunabhängig ist. Folgt man dem Szenario der IEA, kann bei der Erschließung von Erdwärmequellen zu 80% auf vorhandene Technologien und auf Fachpersonal des Öl- und Gassektors zurückgegriffen werden. Prinzipiell stehen dabei verschiedene technologische Methoden zu Verfügung, um Erdwärme zu nutzen. In den vielversprechenden Closed-loop Geothermal (CLG) Systemen wird derweil das Wärmeträger-Medium – Wasser, Salzsole oder CO2 – in einem Kreislauf aus Rohren in die Tiefe und wieder an die Oberfläche geleitet.“

Potenzial für Investments

Der Experte weiter: „Jene Technologien werden aktuell in Pilotprojekten getestet. Würden sie in großem Stil angewandt, bräuchte es dazu signifikante Mittel – die IEA rechnet mit Investitionen im Gegenwert von USD 1.000 Milliarden bis ins Jahr 2035. Davon könnten Unternehmen profitieren, die sich auf die Erschließung dieser Energiequelle spezialisieren, aber auch breit diversifizierte Energiekonzerne. Aber nicht nur jenes Potenzial sollte Anlegerinnen und Anleger hellhörig werden lassen. So könnte die großflächige Nutzung der Chancen der Geothermie auch entscheidend werden, um den steigenden Strombedarf zu decken, den wir mit dem Wandel zu einer dekarbonisierten Wirtschaft erwarten. Zusätzlich lässt sich Geothermie in sehr vielen Ländern nutzen, was die Importe von Energieträgern aus anderen Ländern reduzieren und die Energiesicherheit stützen dürfte.

Laut IEA könnte die Geothermie mittels kontinuierlicher technologischer Verbesserungen und verminderter Projektkosten bis 2050 bis zu 15% des weltweiten Wachstums des Strombedarfs decken. Dies würde den kosteneffizienten Einsatz von bis zu 800 GW geothermischer Stromerzeugungskapazität weltweit bedeuten, die fast 6.000 Terawattstunden pro Jahr produzieren würde – das entspricht ungefähr dem Strombedarf der USA und Indiens zusammen. Alles in allem erscheint das Thema Geothermie mittel- und langfristig Investment-Opportunitäten zu schaffen.“

Swisscanto/HK

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