Nachhaltigkeit: Zu wenig Transparenz
Nachhaltige Geldanlagen sind häufig eine Blackbox und für viele Kundinnen und Kunden nur schwer zu durchschauen. Mehr Transparenz ist gefragt. Das sind zentrale Aussagen einer Zepcon-Praxisstudie zu Nachhaltigkeitsfonds in Österreich.
Es zeigt sich, dass echte Impact- und Transition-Investments unter den untersuchten Fonds die Ausnahme bleiben. In der empirischen Analyse wurden 25 Kapitalanlagegesellschaften zu ihren „Impact-Investmentfonds“ befragt. In einem zweiten Schritt wurde anhand von ESG-Kriterien die Anlagepolitik mit der tatsächlichen Zusammensetzung der Fondsportfolios zum Untersuchungszeitpunkt verglichen. Als Ergänzung wurde ein privater Anleger ersucht, seine eigenen Recherchen zur Vorauswahl zu betreiben und ein nachhaltiges Portfolio zu erstellen.
Kritische Betrachtung
Nachhaltig zu investieren ist längst kein Nischenthema mehr – doch wie viel echte Wirkung steckt in den Produkten? Hier mangelt es ganz offensichtlich an Transparenz. Während regulatorische Vorgaben wie die EU-Taxonomie oder die Leitlinien für Fondsnamen der ESMA (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde) die Branche vorantreiben, offenbart die Untersuchung gravierende Unterschiede zwischen Anspruch und Realität.
„Viele Fonds schmücken sich mit Nachhaltigkeitsbezeichnungen und -labels, aber bei genauerer Betrachtung sind nur wenige tatsächlich darauf ausgerichtet, messbare soziale oder ökologische Veränderungen zu erzielen“, sagt Robert Zepnik, Autor der Studie und seit 2007 als gewerblicher – auf Nachhaltigkeitsinvestments spezialisierter – Vermögensberater tätig. Die Schlussfolgerung ist daher: Wer wirklich nachhaltig investieren will, braucht Geduld – und oft eine fundierte, aber auch kritische Beratung.“
Zentrale Ergebnisse
* Nachhaltige Geldanlage bleibt trotz Gegenwind ein wichtiger Trend: Die wachsende Bedeutung ökologischer und gesellschaftlicher Kriterien wird durch regulatorische Rahmenwerke und den enormen Bedarf an privatem Kapital weiter gestärkt – auch wenn der politische Wind derzeit rauer weht.
* Nicht alle nachhaltigen Fonds bewirken tatsächlich auch konkrete Veränderungen: Viele Anlageprodukte setzen auf ESG-Kriterien, doch messbare Impact-Ziele verfolgen nur wenige. Die Studie zeigt: Etliche Anbieter konzentrieren sich auf kurzfristige Performance statt auf echte Veränderungen.
* Immer mehr Menschen möchten selbst in nachhaltige Produkte investieren, scheitern jedoch oft an mangelnder Transparenz und Vergleichbarkeit. Zepnik: „Für Anleger:innen ist es schwer, Greenwashing zu erkennen bzw. zu vermeiden und ein passendes Portfolio zusammenzustellen.“
* Es fehlt an einheitlichen Definitionen: Auch wenn es völlig okay ist, lediglich keine Gewinne bzw. Rendite mit „braunen“ Unternehmen erzielen zu wollen (ESG-Investing), so möchten Anleger:innen vermehrt über Bestandteile und Wirkung ihrer Investments Bescheid wissen und nicht mit unpassenden oder unklaren Bezeichnungen in die Irre geführt werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neue ESMA-Leitlinie für Fondsnamen auswirken wird.
* Während Impact-Investing gezielt positive gesellschaftliche und ökologische Wirkungen anstrebt, fördert Transition-Investing den nachhaltigen Umbau von Unternehmen. Doch echte Produkte dieser Art sind laut Studie bislang rar – und ihre Wirkung schwer nachzuweisen, es fehlen die systematische Messung und Berichterstattung.
Forderung nach mehr Transparenz
Besonders deutlich wird: Es fehlen einheitliche Standards für die Messung von Nachhaltigkeitseffekten. „So reicht es nicht, Nachhaltigkeit nur zu behaupten – sie muss klar definiert, gemessen und kommuniziert werden“, fordert Zepnik.
Die Studie „Die Wirkung nachhaltiger Geldanlage & Vorsorge“ finden Sie hier.
Zepcon/HK