Firmenpleiten: Keine Entwarnung
Die Gesamtzahl an Firmenpleiten stieg 2024 in Österreich um knapp 22% auf 6.700 Verfahren. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei um 21,6% auf 4.152, die Zahl der mangels Vermögen abgewiesenen Verfahren um 22,4% auf 2.541 gestiegen.
Sowohl die Verbindlichkeiten (ca. 19 Mrd. Euro) als auch die betroffenen Arbeitsplätze (ca. 25.000) sind stark angewachsen. Als Gründe für diese Entwicklung sieht Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverband Creditreform, folgendes: „Österreich befindet sich in einer anhaltenden Rezession, die sich ohne zeitliche Verzögerung auf die Unternehmen in Form von Schließungen und Insolvenzen niederschlägt. Der wichtigste Handelspartner Deutschland hustet und Österreich bekommt die Grippe. Dazu kommen selbstverschuldete Gründe wie hohe Lohnstück- und Energiekosten, eine überbordende Bürokratie und Regulatorik.“
Viele Pleiten im Handel
Absolut betrachtet gab es die meisten Pleiten im Handel (1.199), gefolgt von Unternehmensbezogenen Dienstleistungen (1.091) und dem Bauwesen (1.062). Die größte relative Insolvenzbetroffenheit herrschte im Bau mit 31 von 1.000 Branchenunternehmen, die niedrigste in der Sachgütererzeugung (11 von 1.000). Österreichweit mussten 14 von 1.000 Unternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten.
In allen Bundesländern sind die Firmenpleiten angestiegen. Den stärksten Zuwachs verzeichneten das Burgenland (+59,9%), Salzburg (+37,1%) und Vorarlberg (+26,0%). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in der Bundeshauptstadt mit 24 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit weniger als 8 von 1.000 Unternehmen. Österreichweit mussten 14 von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.
Ausblick 2025
Österreichs Wirtschaft ist an zwei Fronten unter Druck geraten: die negativen Auswirkungen des Transformationsprozesses in der deutschen Industrie und der schwache Binnenkonsum. Beide Konjunkturmotoren sind massiv ins Stottern geraten. Dazu kommen selbstverschuldete Ursachen wie die Lohn-Preis-Spirale und Lohnstückkosten infolge unverhältnismäßiger Lohnabschlüsse in den vergangenen Jahren sowie hohe Energiekosten. Darunter leiden die heimische Wettbewerbsfähigkeit und der Standort – noch ungeachtet der Auswirkungen der neuen US-Wirtschafts- und Handelspolitik.
Daher wundert auch eine Creditreform-Umfrage vom vergangenen Herbst unter 1.400 heimischen Unternehmen nicht, in der das Geschäftsklima, die Erwartungen und Prognosen hinsichtlich der Umsätze und Erträge negativer sind als zum Höhepunkt der Corona-Pandemie. Umso mehr ist es spannend, dass im Jänner und Februar 2025 die eröffneten Firmeninsolvenzen – auf hohem Niveau – stagnieren. Ein Grund zur Entwarnung sieht darin aber Gerhard Weinhofer nicht: „Ich rechne für das laufende Jahr aufgrund des negativen Umfeldes mit 6.700 bis 7.000 Firmeninsolvenzen. Der Ball liegt nun an der Politik, die dringend notwendigen Reformen für den Wirtschaftsstandort umzusetzen.“
Creditreform/HK