Deutschland: Entscheidende Wahlen
Deutschland ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und die größte in Europa. Die politische Richtung, die Deutschland nach den Wahlen einschlägt, wird die Parameter für die EU vorgeben und damit auch einen erheblichen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben.
Kim Catechis, Investment Strategist beim Franklin Templeton Institute, beleuchtet die Situation: „Im Jahr 2021 war der Klimawandel das wichtigste Thema für die Wähler. Nach einer Reihe von tödlichen Terroranschlägen auf Zivilisten im letzten Jahr steht nun die Frage der Sicherheit an erster Stelle, verschärft durch den russischen Krieg gegen die Ukraine und die jüngsten Signale, dass die USA nicht mehr daran interessiert sind, einen Schutzschild für Europa zu bieten. Die jüngste Umfrage (Wahlanalysen Forschungsgruppe Wahlen 14. Februar 2025) zeigt, dass die Befragten Frieden und Sicherheit (45 %), Wirtschaft (44 %) und soziale Gerechtigkeit (39 %) als die wichtigsten Themen nennen. Es folgen die Themen Rente/Altersvorsorge mit 22 Prozent und zuletzt der Klimaschutz mit ebenfalls nur 22 Prozent.“
Folgen für Anleger
„Für Anleger sind das schwache Wirtschaftswachstum, die geringe Produktivität, das verfassungsrechtliche Hindernis für die Emission von Schuldtiteln und die Anfälligkeit Deutschlands für potenzielle Zölle auf Exporte in die USA in einer Zeit, in der sich die Beziehungen der EU zu China verschlechtern, die wichtigsten Themen. Wenn man sich die politischen Vorschläge ansieht, scheint es wahrscheinlich, dass es eine gewisse Reform der Schuldenbremse geben wird, wenn auch wahrscheinlich nicht in dem Ausmaß, wie es die Kapitalmärkte gerne sehen würden. Erwartet wird ein zweckgebundener Fonds (oder mehrere Fonds), der schnell aufgelegt werden könnte, um höhere Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Energiebedarf zu ermöglichen. Die Anleger erwarten eine niedrigere Körperschaftssteuer und stabile Stromkosten für Industriekunden, sollten aber bedenken, dass strukturelle Veränderungen Zeit brauchen und die Vorteile erst ab 2026 zum Tragen kommen werden.“
Fokus: Schuldenbremse
„Die Aktienanleger konzentrieren sich auf die Vorschläge der CDU/CSU, den Körperschaftssteuersatz über vier Jahre von 30,8% auf 25% zu senken. Analysten schätzen, dass dies die Erträge von Aktien um 1,1% im Jahr 2027 und bis zu 1,9% im Jahr 2029 steigern könnte. Die aussichtsreichsten Sektoren sind Verteidigung, Versorger, Investitionsgüter, Autos, Immobilien und in geringerem Maße Banken und Chemie. Die deutschen Wahlen haben den Euro in der Vergangenheit nicht beeinflusst, unabhängig vom Ergebnis. Der Fokus liegt fast ausschließlich auf der möglichen Reform der Schuldenbremse, die eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag erfordert. Wenn jedoch die anderen Reformen (Steuern, Finanzierung von Verteidigung und Energiesicherheit) durchkommen, sollten sie den Euro stützen.“
Franklin Templeton/HK