KI: Europa im Hintertreffen
Viele Experten gehen davon aus, dass KI die nächsten Jahre, gar Jahrzehnte der Wirtschaft und Wissenschaft bestimmen werden. Dabei haben die USA eine Vorreiterrolle eingenommen: Nirgendwo sonst werden KI-Unternehmen derart unterstützt, wie in den Vereinigten Staaten. Europa fällt hingegen zurück.
Dabei haben viele KI-Unternehmen ihren Ursprung in Europa und sind in die USA abgewandert, um dort wachsen zu können. Ohne eine Trendwende droht Europa den Anschluss zu verlieren und in eine Abhängigkeit zu geraten, ist sich Berthold Baurek-Karlic, Vorstandsvorsitzender von Venionaire Capital, sicher.
Europa: Doppelter Verlierer
„Europa verliert den KI-Krieg doppelt: Nicht nur wandern vielversprechende junge Unternehmen und Talente ab, sondern wir müssen später ihre Produkte auch wieder teuer kaufen“, erklärt Baurek-Karlic. Mario Draghi, der ehemalige Chef der EZB, stellte in seinem aufsehenerregenden Bericht im vergangenen Jahr fest, dass Europa 30 Prozent seiner Startups durch Abwanderung verliere. „Das ist in absoluten Zahlen schon viel, schmerzt aber umso mehr, wenn man die Qualität dieser Startups betrachtet. Aber Innovation folgt dem Geld“, erläutert Baurek-Karlic.
Dabei verfügt Europa über hochqualifizierte Talente, international angesehene Forschungseinrichtungen und eine technologieoffene Industrie. Die Grundlagen für weniger Abhängigkeit im digitalen Kosmos sind also gegeben. Dennoch ist Europa sehr zurückhaltend, wenn es um Investitionen in junge, vielversprechende Unternehmen im KI-Sektor geht. So wurden in den USA im Jahr 2023 rund 67 Milliarden Euro in die Entwicklung von KI seitens privater Risikokapitalgeber investiert, während es in Europa (EU einschließlich Großbritannien) lediglich 11 Milliarden Euro waren. „Diese Differenz lässt Europa für die nächsten Jahrzehnte ins Hintertreffen geraten. Es benötigt Anreize, um einerseits Deep Tech-Unternehmen in Europa zu halten, andererseits auch mehr Risikokapital, um diese wachsen zu lassen und unsere eigenen Standards zu schaffen“, fordert Baurek-Karlic.
Innovation gefragt
Neue Technologien, die in anderen Teilen der Welt entwickelt werden, müssen erst wieder an europäische Regulierungen angepasst werden, wenn sie hier eingesetzt werden sollen. Vor allem der streng regulierende AI Act und die DSGVO erfordern eine Nachbesserung funktionierender Technologien. „Für viele Unternehmen ein weiterer Kostenfaktor, der durch mehr europäische Entwicklungen eliminiert werden könnte. Dabei ist es positiv zu bewerten, dass die EU-Maßnahmen zum Schutz der Persönlichkeitsrechte ergreift. Jedoch dürfen diese nicht Innovation hemmen und die Gefahr aufbringen, dass Europa ein wirtschaftlich abhängiger Kontinent wird“, warnt Baurek-Karlic.
Venionaire Capital AG/HK