„Game over“ für ESG?
In den USA protegiert Donald Trump Öl, Gas und Kohle; in Österreich stehen einige nachhaltige Maßnahmen angesichts des Budgetlochs an der Kippe. Ist der Trend zu ESG-Investments vielleicht schon wieder vorbei?
Die Rückkehr Trumps hat zu einer dramatischen Verschiebung der Regulierung zugunsten fossiler Brennstoffe geführt. „Das verringert den Druck auf Unternehmen, Nachhaltigkeits- und ESG-Prinzipien umzusetzen“, so Hans Selleslagh, Österreich-Sprecher von Freedom24. „Die kurzfristigen Auswirkungen der Trump-Politik auf Firmen im Bereich erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien sind negativ. Seine ablehnende Haltung zu ESG-, Diversity- und Inklusionsinitiativen sowie seine Anweisung, Unternehmen zu prüfen, die ESG-Strategien implementieren, schaffen ein ungünstiges Umfeld für nachhaltige Investitionen.“
Europa als Gegenmodell
Trotz dieser Entwicklungen stelle sich die Situation in Europa grundlegend anders dar als in den USA, so Selleslagh.„Verschiedene regulatorische Maßnahmen der EU, aber auch im globalen Kontext, haben einen Rahmen geschaffen, in dem Unternehmen auf der ganzen Welt gefordert sind, ESG-Praktiken umzusetzen.“ Auch US-Unternehmen können internationale Entwicklungen und Vorgaben nicht ignorieren. Und selbst wenn in manchen EU-Mitgliedsstaaten die Förderung von Nachhaltigkeit temporär nicht oberste Priorität haben sollte, stelle die EU-Politik in Summe ein beachtliches Gegengewicht zur aktuellen US-Politik dar, meint der Freedom24-Experte.
Verpflichtende Ziele, wie jenes, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent zu senken, schränken den Handlungsspielraum einzelner staatlicher Regierungen ein. „Darüber hinaus hat die durch den Angriff Russlands auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise die Umstellung auf erneuerbare Energien innerhalb der EU beschleunigt, da die Mitgliedsstaaten versuchen, ihre Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe zu verringern“, so Selleslagh. Auch unter Firmenchefs scheinen Investitionen in den Bereich Nachhaltigkeit unstrittig zu sein. Beim jüngsten CxO Sustainability Report des Beratungsunternehmens Deloitte gaben 85 Prozent der befragten Unternehmen an, Nachhaltigkeitsinvestitionen im vergangenen Jahr erhöht zu haben. Und selbst in den USA steigt die Nachfrage nach sauberem Strom, trotz der für erneuerbare Energien unvorteilhaften Politik Trumps. Laut US Energy Information Administration wird die Kapazität für die Erzeugung von Solarstrom 2025 um 26 Gigawatt und um weitere 22 Gigawatt in 2026 steigen, was Wachstumsraten von 34 beziehungsweise 17 Prozent entspricht.
ESG: Wichtig für Investoren
„Trumps Politik stellt für ESG-Investitionen und nachhaltige Akteure einen Rückschlag dar, ändert aber nichts an den langfristigen, grundlegenden Trends“, urteilt Selleslagh. Die demografische Entwicklung treibe die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen an, denn bei der jüngeren Bevölkerung stehe das Bewusstsein für ökologische und soziale Verantwortung hoch im Kurs. „Investoren, die die Bedeutung von Nachhaltigkeitsfaktoren erkannt haben, richten ihre Portfolios zunehmend an ESG-Prinzipien aus und sorgen für einen kontinuierlichen Kapitalfluss in grüne Branchen“, betont Selleslagh.
Die Politik könne höchstens Tempo und Ausmaß des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels beeinflussen. Anleger seien nicht nur aus ethischen Gründen an ESG-Investments interessiert, sondern auch, weil nachhaltige Unternehmen langfristig stabiler aufgestellt und besser für zukünftige Herausforderungen gerüstet sind. Solar- und Windenergie etwa werden, auch unabhängig von Förderungen, immer wettbewerbsfähiger. „Angesichts der zunehmenden Regulierung in Europa und des anhaltenden Wachstums des Marktes für erneuerbare Energien werden Nachhaltigkeitsinvestments ein wichtiger Bestandteil der globalen Finanzlandschaft bleiben“, schließt Selleslagh.
Freedom24/HK
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