6. Februar 2025

Kapitalmarkt: Die neueste Mode

Modezyklen gibt es auch am Kapitalmarkt: Während früher diversifizierte Konglomerate wie ITT und General Electric bei Investoren angesagt waren, sind es heute fokussierte Unternehmen mit klarer Ausrichtung.

Thomas Meier, Portfoliomanager im Team Global Dividend bei MainFirst

Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst, nimmt den neuesten Trend in den Fokus, der noch länger anhalten könnte: „Tatsächlich gibt es immer wieder wechselnde Vorlieben der Investoren bei der strukturellen Aufstellung von Unternehmen, wenn auch in längeren Zyklen. Aktuell und auf absehbare Zeit in Mode sind Spin-offs, Teilbörsengänge und die Konzentration auf Kerngeschäfte.“

Schnellboot statt Supertanker

„In den 1960er- und 1970er-Jahren gab es am Kapitalmarkt sozusagen eine Vorliebe für Supertanker, die dem Wellengang trotzen können“, so Meier. Damals hätten Investoren Unternehmen geschätzt, die breit aufgestellt waren und als Konglomerate über ein diversifiziertes Portfolio von Aktivitäten verfügten, um Konjunktur- und Sektorzyklen gut abfedern zu können. Als klassisches Beispiel nennt der Experte den US-Mischkonzern ITT: „Neben der Elektronik investierte man damals mit Vorliebe in Versicherungen, Hotels, Autovermietungen und Automobilzulieferer, um nur einen Teil der vielfältigen Geschäftsfelder aufzuzählen.“

In den 1980er-Jahren begann unter dem Druck der Junkbond–Jäger eine zunehmende Fokussierung, wobei eine Vielzahl der Konzerne nach wie vor diversifiziert aufgestellt war, dazu gehörte etwa Siemens in Europa. Noch rund um die Jahrtausendwende war General Electric das Unternehmen mit der weltweit größten Marktkapitalisierung, zum Angebot des Konzerns gehörten neben Flugzeugturbinen, Haushaltsgeräten und Medien auch Finanzierungen. „Spätestens seit der globalen Finanzkrise 2008 hat sich der Modegeschmack der Investoren deutlich verändert und im Zeitablauf immer radikaler entwickelt: Statt dem breit aufgestellten Konzern als Supertanker bevorzugen die Investoren seither Schnellboote“, befindet Meier. „Institutionelle wie auch aktivistische Investoren bevorzugen fokussierte Unternehmen und sprechen diesen eine höhere Bewertung zu. Der allgemeinhin bekannte Konglomeratsabschlag soll dabei langfristig entfallen.“

Beliebt: Spin-offs

Dementsprechend häufig sind Spin-offs, Spartenverkäufe oder Börsengänge von Unternehmensteilen, Meier nennt Beispiele: „Nicht nur Teile von General Electric sind inzwischen an der Börse erfolgreich, auch in Europa findet eine zunehmende Konzentration auf Kerngeschäfte statt. Siemens spiegelt mit den Börsengängen der Töchter Siemens Energy und Healthineers diesen Trend wider. Auch Spin-offs bei Novartis (Sandoz) oder ABB (Accelleron) unterstreichen diese These.“ Er geht davon aus, dass dieser Modezyklus noch länger anhält und sich auch das Management breit aufgestellter Unternehmen wie Bayer, BASF, DHL oder OC Oerlikon immer wieder kritischen Fragen der Investoren wird stellen müssen.

„Nachhaltig entgegenwirken können hier nur branchenübergreifende Synergien und eine attraktive Bewertung. Der aufgrund des Ukraine-Krieges und gestiegener Zinsen zurückhaltende Trend bei Kapitalmarkttransaktionen sollte in einem sich normalisierenden konjunkturellen Umfeld deutlich zunehmen“, erwartet Meier. „Dann dürften neben regional übergreifenden Übernahmen, Akquisitionen sowie Börsengängen von Private-Equity-Unternehmen auch die Themen Spin-offs und Teilbörsengänge weiterhin im Trend liegen.“

MainFirst/HK

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