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4. Februar 2025

Osteuropa gewinnt an Fahrt

Auch wenn der Amtsantritt von Donald Trump für große Unsicherheit sorgt, dürfte das Wachstum in den meisten Volkswirtschaften in Mittel-, Ost- und Südosteuropa 2025 an Fahrt gewinnen. Das ist auch gut für Österreichs Konjunktur.

Richard Grieveson, stellvertretender Direktor des wiiw

Das zeigt die neue Winterprognose des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) für 23 Länder der Region. „Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Trump nicht sofort hohe Zölle gegen die EU verhängt und Putin in der Ukraine keinen leichten Sieg ermöglicht, indem er das Land fallen lässt“ , sagt Richard Grieveson, stellvertretender Direktor des wiiw. „Wir gehen von diesem Szenario aus.“

Stärker als die Eurozone

Für 2025 prognostiziert das wiiw den EU-Mitgliedern der Region ein Wachstum von durchschnittlich 2,8%, eine minimale Revision nach unten um 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Herbst. Auch 2026 sollte es mit 2,7% ähnlich hoch ausfallen, was ebenfalls eine leichte Berichtigung nach unten um 0,3 Prozentpunkte bedeutet. Damit dürften die EU-Mitglieder in Ostmittel- und Südosteuropa sowohl heuer als auch im nächsten Jahr etwa doppelt so stark wachsen wie die Eurozone (2025: 1,2%; 2026: 1,4%) und ihren ökonomischen Aufholprozess fortsetzen.

CEE stützt Österreichs Konjunktur

Das an Fahrt gewinnende Wachstum in Polen, Tschechien, Ungarn und Slowenien dürfte 2025 die schwache heimische Konjunktur stützen. Damit werden diese Länder die Schwäche Deutschlands als dem für Österreich wichtigsten Handelspartner abmildern. Mit einem Zuwachs von durchschnittlich 3% sollten die Visegrád-Staaten und Slowenien 2025 zweieinhalbmal so stark wachsen wie die Eurozone (1,2%) und auch 2026 mit 2,8% doppelt so stark expandieren wie diese (1,4%). Unterstützung für Österreichs heuer wohl fast stagnierende Wirtschaft ist auch aus Südosteuropa zu erwarten. Vor allem Kroatien wächst mit 3,1% stark und dürfte dieses Wachstum auch im kommenden Jahr halten können (3%). Rumänien expandiert trotz einer Revision nach unten 2025 immer noch um 2,2% und im kommenden Jahr mit 2,5%.

Doris Hanzl-Weiß, Expertin für Österreichs Wirtschaftsbeziehungen mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa am wiiw
Doris Hanzl-Weiß, Expertin für Österreichs Wirtschaftsbeziehungen mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa am wiiw

„Getrieben wird das Wachstum in den ostmitteleuropäischen Nachbarn Österreichs vom starken Privatkonsum, der sich aus den kräftigen Reallohnzuwächsen erklärt, während die Industrie wie bei uns zu kämpfen hat. In Österreich, wo die real verfügbaren Einkommen ebenfalls gewachsen sind, wenn auch geringer, konsumieren die Menschen dagegen nur sehr verhalten und sparen einen großen Teil des Geldes, das ihnen übrigbleibt. Das erklärt zu einem guten Teil, warum unsere östlichen Nachbarn viel stärker wachsen als Österreich“ , analysiert Doris Hanzl-Weiß, Expertin für Österreichs Wirtschaftsbeziehungen mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa am wiiw.

Ukraine am seidenen Faden

Die Aussichten für die kriegsgeplagte Ukraine trüben sich wiederum etwas ein. Für 2025 prognostiziert das wiiw ein Wachstum von 3%, eine Revision nach unten um 0,3 Prozentpunkte. Bei Aggressor Russland dürfte sich das starke Wachstum im vergangenen Jahr (3,8%) auf heuer nur noch 1,8% halbieren. 

Dazu kommt Trumps unberechenbare Ukraine-Politik: „Sollte die Ukraine keine Hilfe mehr aus Washington erhalten und militärisch besiegt werden, würde dies das Image des Westens stark beschädigen, die NATO demoralisieren und diskreditieren, und Putin dazu ermutigen, die Beistandspflicht des Bündnisses zu testen. Eine große Flüchtlingswelle aus der Ukraine in die ganze EU wäre wohl die Folge, außerdem stünde ein starker Anstieg der weltweiten Lebensmittelpreise zu befürchten, der zu sozialen und politischen Unruhen führen könnte“ , warnt Grieveson.

wiiw/HK

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