fbpx
31. Januar 2025

KI und DeepSeek: Positive Entwicklung

DeepSeek sorgte in den vergangenen Tagen für Aufsehen am Markt, Experten analysieren derzeit die möglichen Auswirkungen auf die Zukunft der KI. Ben Ritchie, Head of Developed Market Equities bei abrdn Investments, meint, dass die Entwicklungen insgesamt positiv zu bewerten sind.

Ben Ritchie, Head of Developed Market Equities bei abrdn Investments

„Trotz des anfänglichen Abschwungs bei vielen Technologiewerten innerhalb der KI-Halbleiter-Lieferkette könnte die Nachfrage robust bleiben, und wir bleiben hinsichtlich der Aussichten relativ optimistisch. Die anhaltende Nachfrage nach Rechenleistung unterstützt die allgemein positiven Aussichten für Unternehmen in den Bereichen Halbleiter, Rechenzentren und Versorgungsunternehmen.“

Fakten und Fiktion

„Viele fortschrittliche Modelle sind seit 2022 an Skalierungsgrenzen gestoßen – die zuvor formulierten Skalierungsgesetze besagten, dass eine Erhöhung der Rechenleistung in der Vortrainingsphase bessere Modelle hervorbringen würde. Dies führte zu bahnbrechenden Fortschritten und einem enormen Verbrauch modernster Chips (hauptsächlich GPUs). Da die Menge an verfügbarem Trainingsdatenmaterial jedoch begrenzt ist, experimentieren Modelle inzwischen mit alternativen Ansätzen zur Weiterentwicklung von KI – darunter auch solche, die weniger rechenintensiv sind und möglicherweise weniger Chips benötigen. 

Dies hat eine Schwachstelle in einem KI-Markt offenbart, der stark von Rechenleistung und Chipverbrauch abhängig ist. Was aber wahrscheinlich nicht stimmt, ist die Angabe von Kosten in Höhe von 6 Millionen Dollar – und DeepSeek stellt das in ihrer eigenen Veröffentlichung klar. Sie erklären dort, dass die angegebenen Kosten nur für den finalen Trainingslauf gelten. Diese Zahl ist also nicht korrekt, aber die Distillation und die Art, wie sie das Modell trainiert haben (Testzeit-Berechnung), dürften tatsächlich mit geringeren Kosten verbunden sein als beispielsweise bei OpenAI.“

Die Sicht der Analysten

„Wir trafen uns im Dezember mit Technologieunternehmen in San Francisco und stellten einen Wandel hin zu potenziell disruptiven Formen des Model-Scalings fest. DeepSeek hat gezeigt, dass eine andere Art der Optimierung – mit Fokus auf logisches Denken und Zeit als Schlüsselvariablen („Test Time Scaling“) statt auf Rechenleistung und Vortraining – außergewöhnliche Ergebnisse erzielen kann. Bisher wurde das Skalieren von Modellen hauptsächlich durch den Einsatz massiver Rechenleistung und den Ausbau von GPUs vorangetrieben.

Nvidia hat weiterhin enorme Vorteile durch seine Software-Programmiersprache und die Flexibilität seiner GPUs. Doch China hat bewiesen, dass Innovation nicht nur durch brachiale Skalierung, sondern auch durch Optimierung entstehen kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass Rechenleistung unwichtig wird – ich gehe davon aus, dass die Investitionen in hyperskalierte Rechenzentren weiterhin hoch bleiben. Zudem könnte laut Nadella sinkende Inferenzkosten zu einer erheblichen Steigerung der Monetarisierung von KI und einer besseren Verfügbarkeit von KI-Anwendungen an der „Edge“ führen.“

Auswirkungen auf Emerging Markets

„Unsere China-A- und Asien-Strategien sind im Bereich chinesischer IT-Unternehmen untergewichtet und halten lediglich zwei Positionen im chinesischen Halbleitersektor: SG Micro Corp. und Naura. Diese werden ausschließlich in unserer China-Strategie gehalten.

Der Erfolg von DeepSeek bei der Entwicklung innovativer Lösungen zur Umgehung von Sanktionen ist insgesamt positiv für den Sektor. Allerdings gibt es viele offene Fragen zur Entwicklung des neuen Werkzeugs, sodass dies nicht unmittelbar alle spezifischen Herausforderungen von Unternehmen in diesem Bereich löst. Generell könnte ein sinkender Wettbewerbsvorteil der USA und eine schwindende US-„Ausnahmestellung“ förderlich für den Technologiesektor in der Region sein. Wir erwarten jedoch eine schrittweise Verschiebung des Fokus von Hardware hin zu Software, da sich die Anwendungsschicht von KI-Lösungen weiterentwickelt. Falls die Einführung von DeepSeek in die KI-Landschaft eine Neubewertung der US-„Ausnahmestellung“ anstößt, könnte dies sowohl für Asien als auch für den Rest der Welt positiv sein.

Eine weitere Entwicklung ist die Veröffentlichung des neuen KI-Modells „Qwen2.5-Max“ durch Alibaba, das in unserer All-China-Strategie gehalten wird. Der Markt verarbeitet diese Nachricht noch, aber sollten sich die Behauptungen von Alibaba zur Leistungsfähigkeit seines KI-Systems bestätigen, würde dies das Narrativ der Innovationskraft trotz Sanktionen weiter stärken. Wir werden die Situation weiterhin beobachten und Updates bereitstellen.“

abrdn Investments/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.