Umfrage: Europe Great Again
Die Fondsmanagerumfrage der Bank of America mit dem Titel „Make Europe Great Again“ von Jänner 2025 ergab, dass kürzlich stark in europäische Werte umgeschichtet wurde. Das berichten Karl Freidl und Alexander Eberan, Steiermärkische Sparkasse Private Banking.
Die Experten: „Die Bank of America (BofA) interviewte vom 10. bis 16. Januar mehr als 200 professionelle Investor:innen weltweit zu ihren Investmentpräferenzen und ihre Sicht auf die Weltwirtschaft und die Kapitalmärkte. Die Befragten verwalten insgesamt knapp 580 Milliarden US-Dollar an Anlagevermögen. Die Umfrage ergab eine anhaltend positive Stimmung unter den Portfoliomanager:innen, wie ein Risikobarometer der BofA zeigt, das auf konjunkturellen Wachstumserwartungen, der Cashquote und der Aktienallokation basiert. Im Vergleich zum Vormonat gab es zwar eine leichte Abschwächung, doch der Risikoappetit bleibt hoch.“
Europa gewinnt dazu
„Der Dezember 2024 stand noch ganz im Zeichen von US-Aktien. Laut der BofA flossen aber zuletzt die zweithöchsten je gemessenen Volumina in Werte aus dem Euroraum. Einer der Hintergründe dürfte sein, dass sich bei Investor:innen die Meinung herausbildet, der neue, alte US-Präsident Donald Trump werde die europäische Wirtschaft nicht so stark belasten wie es wie mancherorts befürchtet wurde. Zweitens hatten sich die Profis auf die Suche nach „Nachzüglern“ gemacht, also nach Titeln mit Potenzial, die bislang nicht so stark gefragt waren. Auch die Performance-Erwartungen fallen zugunsten Europas aus. Der EURO STOXX 50 hat auf Jahressicht die Nase gegenüber seinen US-Pendants vorne. Die erste Euphorie, als Trump ein goldenes Zeitalter für die USA versprach und die Anleger:innen im November und Dezember kräftig in US-Aktien investierten, scheint sich langsam zu legen.
Innerhalb der Branchen war die Nachfrage nach Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Basiskonsum hoch. Auch Rohstoffe und Technologiewerte waren gefragt. Dafür verringerten sie ihre Positionen in den USA, in Banken und Versicherern. Insgesamt sind Aktien im Vergleich zu Anleihen weiterhin deutlich übergewichtet. Die Bargeldquote bleibt auf einem sehr niedrigen Niveau von 3,9%, was dem geringsten Wert seit Juni 2021 entspricht.“
Niedrige Cashquote als Warnsignal?
„Diese niedrige Cashquote könnte eine Kontraindikation sein. Laut BofA signalisierte ein Unterschreiten der Geldquote auf unter 4% in der Vergangenheit einen guten Verkaufszeitpunkt. Seit dem Jahr 2011 wurde bereits zwölf Mal dieses Signal ausgelöst. Im Folgemonat gab der globale Aktienindex im Schnitt um jeweils 2,4% nach, konnte sich aber in der Regel nach wenigen Monaten wieder erholen.“
Wachstumserwartungen gedämpft
„Die Wachstumserwartungen sind währenddessen gedämpft. Das Gros der Befragten geht von einer sich leicht abschwächenden Konjunktur in den USA und China aus. Negativ könnten sich ein chaotischer Anstieg der US-Anleiherenditen, Leitzinserhöhungen der Fed und ein globaler Handelskrieg auswirken. Die Fondsmanager schätzen die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession im Jahr 2025 für nur 5% ein. 50 % der Befragten gehen anhaltend von einem „soft landing“ der Konjunktur aus. 79 % der Expert:innen erwarten von der US-Notenbank in diesem Jahr Leitzinssenkungen, obwohl die Inflationserwartungen wieder nach oben zeigen.“
Steiermärkische Sparkasse/HK