Kolumne Putz: Trump II
Mit der Amtseinführung Trumps am 20.1. startet eine Phase der wirtschaftspolitischen Unsicherheit. Erste Sofortmaßnahmen sollen per Dekret beschlossen werden. Damit werden sowohl seine Bereitschaft zu drastischen Maßnahmen als auch seine Aura der Unberechenbarkeit unterstreichen. Diese aggressive „Spontanität“ ist seine wichtigste Waffe in internationalen Verhandlungen und Grundlage seiner Strategie, die nationalen Interessen der USA international durchzusetzen.
Trumps Inauguration und die ersten, per Dekret gesetzten Maßnahmen werden die Börsen dominieren. Wie Europa mit den erhöhten Rüstungsausgaben budgetär umgehen wird, ist Thema bei Treffen der EuroGruppe. Die BoJ macht ihre Ankündigung wahr und erhöht den Leitzins.
Asien
Asiens Börsen werden zunächst vor allem durch Trumps erste Schritte als Präsident gegenüber China reaktiv agieren. Mit Beginn der Ankündigung der Strafzölle hat Chinas Exportwirtschaft von einem Vorlaufeffekt profitiert: Die Exporte der betroffenen Warengruppen in die USA sind nach Mai 2024 um 15% gestiegen. Die PBoC wird die Leitzinsen bei 3,1% unverändert belassen und andere Maßnahmen zur Lockerung setzen – allerdings erst, wenn die Wirkung von Trump II abschätzbar wird. Anders die BoJ, die die Leitzinsen auf 0,5% anhebt – angesichts der auf 3,0% gestiegenen Kerninflation wichtig. Der Wirtschaftsausblick der BoJ sollte beachtet werden.
Europa
Das Wirtschaftsforum in Davos ist für die Börsen nicht maßgeblich. Wohl aber das Treffen der EuroGruppe, deren Teilnehmer die budgetären Herausforderungen für 2025 diskutieren werden (ein Defizit-Verfahren gegen Österreich wird nicht eröffnet): Mit Italien, Frankreich und Deutschland stehen die Großen im Rampenlicht – sie müssen die erhöhten Rüstungsbudgets bei schwachem Wirtschaftswachstum stemmen. Durch den hohen USD werden Rohstoffimporte teurer (ist teils die Ursache für den im Dezember um 1,1% gestiegenen PPI in Deutschland). Der Konjunkturausblick für Deutschland (15,1 Zähler; neutral = 0) wird sektoral im PMI deutlicher: produzierendes Gewerbe 42,0 Zähler und Dienstleistungssektor 51,0 (neutral = 0). Die Lage für den Industriestandort Deutschland zu verbessern, wird wichtiger programmatischer Teil der kommenden Regierung nach Scholz.
USA
Die Amtseinführung Trumps am 20.1. ist DAS Ereignis der Woche. Die Börsen werden auf jede noch so kleine Maßnahme reagieren. Die Makrodaten und erste Q4-Unternehmensberichte haben die zuletzt aufgekommenen Ängste wieder weitgehend zerstreut. Davon profitieren sollte auch die Stimmung auf Unternehmerseite: Der PMI gesamt von 55,4 (überwiegend getragen vom Dienstleistungssektor mit 56,8) sollte steigen, da nun auch der Produktionssektor von Trumps Politik eine Stärkung erwartet (PMI 49,4 könnte sich den neutralen 50 Zählern annähern). Das Verbrauchervertrauen bleibt mit 73,3 Zählern stabil im stark positiven Bereich – gut für den Konsumausblick. Die 5-jährige Inflation wird weiterhin bei 3,3% erwartet.
Fazit
Trump. Dieses Wort alleine gilt als Stimulus und wird in den nächsten Monaten für (fast) alle Marktbewegungen herhalten. Die Stimmungswerte und Erwartungen werden damit an Gewicht gewinnen, ebenso aber auch die Unternehmensberichte, da diese die realwirtschaftlichen Auswirkungen der US-Wirtschaftspolitik in Zahlen fassen.
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von GELD-Magazin / 4profit Verlag.