Hoffnungsträger Indien
Indien ist viel mehr als ein „normaler“ Emerging Market: Der Subkontinent bildet das bevölkerungsreichste Land der Welt und befindet sich auch wirtschaftlich mit Tempo auf der Überholspur. Anleger honorieren das.
„Indien gehört zu den am schnellsten wachsenden großen Volkswirtschaften der Welt und legte im Finanzjahr, das im März 2024 endete, um 8,2 Prozent zu“, weiß Avinash Vazirani, Investment Manager für indische Aktien bei Jupiter AM. Der Experte lobt: „Die langfristigen strukturellen Faktoren, die diesem Wachstum zugrunde liegen, wie eine günstige Demografie, eine niedrige Verschuldung und wettbewerbsfähige Arbeitskosten, werden wahrscheinlich noch jahrzehntelang Bestand haben.“
Schnelles Wachstum
Invesco-Fondsmanager Shekhar Sambhshivan hat ebenfalls reichlich Argumente für den Subkontinent parat: „Der indische Aktienmarkt profitiert von einer sich entwickelnden globalen Landschaft. Indiens Wirtschaft hat einen bedeutenden Wandel durchgemacht und verzeichnete von einem niedrigen Niveau aus ein schnelles Wirtschaftswachstum. Die Unternehmensgewinne waren stabiler und vorhersehbarer als in anderen Schwellenländern. Sie haben in den letzten zehn Jahren auch mit dem BIP-Schritt gehalten. Das ist in Schwellenländern eine Seltenheit.“ In den vergangenen vier Jahren sind laut dem Experten die Unternehmensgewinne dank solidem Umsatzwachstum und Margenverbesserung jährlich um 15 Prozent gestiegen.
Zu hoch bewertet?
Auch Abhay Laijawala, Experte für Offshore Investments bei Robeco, bestätigt dem GELD-Magazin: „Ein säkulares, schnelles Wirtschaftswachstum, ein großer Binnenmarkt, der gerade einen Wendepunkt beim Pro-Kopf-Einkommen überschritten hat, und geringe Korrelationen mit vergleichbaren Benchmarks sind die wichtigsten Vorteile Indiens. Die junge Bevölkerung steigert die relative Investitionsattraktivität zusätzlich.“
Allerdings: Der indische Aktienmarkt hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt – ist er vielleicht schon überteuert? Laijawala: „Indien wird derzeit mit einem einjährigen Forward-KGV von 24 gehandelt, was einem Aufschlag von 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre entspricht. Die aktuelle Bewertung impliziert auch eine Prämie von 70 Prozent gegenüber dem MSCI Asia Pacific ex Japan. Wir führen die höheren Bewertungen auf die zugrunde liegende langfristige Verschiebung der inländischen Ersparnisse zurück, bei der sich Haushalte dafür entscheiden, ihre Allokationen in Aktienanlagen zu erhöhen. Während die Bewertungen aus kurzfristiger Sicht hoch erscheinen, hat Indien einen langen Wachstumspfad vor sich, und darauf sollten sich Anleger konzentrieren.“
Gute Bedingungen
Vincent Denoiseux, Head of Investment Strategy bei Amundi ETF, fügt hinzu: „Indische Aktien haben sich in den letzten Jahren tatsächlich gut entwickelt, was auf eine solide Gewinndynamik und günstige langfristige strukturelle Rahmenbedingungen zurückzuführen ist.“ Der jüngste Kursanstieg indischer Aktien habe die Bewertungen des lokalen Marktes über ihren langfristigen Durchschnitt steigen lassen: „Sie sind aber auch weit von den Höchstständen von 2007 entfernt, als das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 7,8 lag. Indische Aktien sind auch im Vergleich zu anderen Schwellenländern wie China hoch bewertet. Insgesamt sind wir der Meinung, dass der robuste Konjunkturzyklus dazu beiträgt, diese höheren Bewertungen abzumildern.“ Auch die starke Gewinndynamik bleibe für indische Aktien mit 16,4 Prozent für das Geschäftsjahr 2025 bestehen, verglichen mit 14,1 Prozent für die USA (S&P 500) und nur 7,8 Prozent im selben Zeitraum für Europa (Stoxx Europe 600) laut Bloomberg-Schätzungen.
Fonds und ETFs
Zu guter letzt kann man Indien auch erfolgreich mittels aktiven Fonds und ETFs spielen. Amundi-Experte Denoiseux: „ETFs bieten eine unübertroffene Einfachheit und Transparenz und ermöglichen Anlegern einen effizienten Zugang zu Märkten mit jener Liquidität, die in der heutigen schnelllebigen Welt unerlässlich ist. Anleger nutzen ETFs, um sich in der sich schnell verändernden Landschaft zurechtzufinden, und suchen nach Wert in Schwellenländern, darunter auch Indien.“
Finden Sie die ganze Story in der GELD-Magazin Ausgabe Nr. 5/2024.
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