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27. November 2024

Märkte: Rotation in Sicht

Nach den ersten Zinssenkungen durch die Fed deutet vieles darauf hin, dass sich die langfristigen Wachstumstrends auf ein breiteres Spektrum von Unternehmen und Branchen auswirken könnten. Christophe Braun, Capital Group, erläutert, wo er die ersten Anzeichen einer Marktrotation sieht.

Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group

Der Equity Investment Director meint: „Die Zinsschritte der Fed folgen auf eine lange Periode der Dominanz der Magnificent Seven, einer Gruppe von Mega-Cap-Tech-Unternehmen, von denen sechs mit KI zu tun haben“, so Braun. Unabhängig davon, ob die Nachrichtenlage gut oder schlecht war, schienen die Aktienkurse dieser Unternehmen nur zu steigen.

Erste Anzeichen

„Die aktuelle Stimmung am Markt wirft für Anleger eine wichtige Frage auf: Wird eine Verschiebung der Marktführerschaft in den kommenden Jahren das dominierende Thema sein? Oder werden die Magnificent Seven weiterhin den Löwenanteil der Renditen erwirtschaften?“, fragt der Experte. Bereits seit Längerem habe es Anzeichen für eine breitere Marktbeteiligung bzw. Marktrotation gegeben. Ein Blick auf wichtige stilistische und geografische Indizes zeige, dass im dritten Quartal Dividendenzahler, Value-Unternehmen und internationale Aktien den breiten S&P 500 übertroffen hätten. Und der MSCI EAFE Index, ein breiter Maßstab für die internationalen Aktienmärkte, sei weit weniger konzentriert als der US-Markt.

„Das Marktumfeld hat uns gesagt, dass nur einige wenige US-Mega-Cap-Unternehmen hohe Bewertungen verdienen“, erläutert Braun. „Es gibt jedoch viele Unternehmen in allen Branchen auf den internationalen Märkten, die über hervorragende Geschäftsbereiche, starke und zuverlässige Cashflows und Gewinnwachstumspotenzial verfügen. Ich denke, dass die Anleger beginnen, ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten zu erkennen.“

Gewinner der Rotation

So habe beispielsweise SAP, die als Verlierer galt, als US-Hyperscaler auf die Cloud setzten, inzwischen erfolgreich auf die Cloud umgestellt und sein Geschäft durch die Vereinfachung seiner Angebote ausgebaut. „Der Markt war skeptisch, ob SAP das durchziehen kann, aber das Unternehmen hat es geschafft und die Akzeptanz bei den Kunden ist explodiert“, resümiert Braun. „Manchmal sind es die grundlegenden Dinge, die den Unterschied ausmachen.“ Neben dem Technologiesektor würden auch Unternehmen wie der französische Triebwerkhersteller Safran von der weltweit steigenden Nachfrage nach Flugreisen profitieren. Das Unternehmen generiere auch wiederkehrende Einnahmequellen durch Service- und Wartungsverträge für Triebwerke.

„Ich denke, dass sich die Verlagerung weg von einem sehr engen US-Aktienmarkt fortsetzen wird“, betont Braun. „Ich gehe davon aus, dass sich die Anleger zunehmend auf Unternehmen konzentrieren werden, die mit langfristigen Wachstumsthemen verbunden sind, einen kurzfristigen freien Cashflow generieren und Dividenden ausschütten. Die US-Notenbank hat bereits begonnen, die Zinsen zu senken, daher könnten wir am Anfang einer neuen Dividendenkonzentration stehen.“

Das biopharmazeutische Unternehmen AstraZeneca habe beispielsweise stark in Forschung und Entwicklung investiert, um ein breites Spektrum von Medikamenten gegen Krebs-, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen zu entwickeln. Das Unternehmen könne auf eine jahrzehntelange Erfolgsbilanz bei der Zahlung und Erhöhung regelmäßiger Dividenden verweisen.

Marktführer von morgen

„Die heutigen Tech-Giganten haben durchaus das Potenzial, weiter an der Spitze zu bleiben“, sagt Braun. „Aber auf kurze Sicht sind alle diese Unternehmen einem Bewertungsrisiko sowie einer Vielzahl von Geschäftsrisiken ausgesetzt.“ Deshalb sollte in Portfolios ein Gleichgewicht angestrebt werden und nach Chancen in einem breiten Spektrum von Sektoren, darunter Technologie, Gesundheitswesen und Industriewerte, gesucht werden.

„Die Marktführer von heute könnten auch die der Zukunft sein, doch das ist nicht garantiert“, so Braun. Ein Blick auf die zehn größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung zu Beginn der letzten vier Jahrzehnte zeige, dass sie in den darauffolgenden zehn Jahren oft relativ bescheidene Renditen erzielt hätten. „Die heutigen Mega-Caps sind nicht unbedingt für den Untergang bestimmt“, resümiert der Experte. „Aber ich konzentriere mich darauf, die Marktführer von morgen zu entdecken.“

Capital Group/HK

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