Europa und China: Banger Blick auf Trump
Experten von Federated Hermes werfen einen genaueren Blick auf die Auswirkungen der Wahlversprechen von Donald Trump auf Europa und China sowie möglichen Reaktionen an den Credit-Märkten. Klar ist: Es wird Gewinner und Verlierer geben.
Steven Chiavarone, Head of Multi-Asset Group bei Federated Hermes, meint: „Zwei Wochen nach der US-Wahl hat sich der Staub gelegt und es wird ersichtlich, wie die Trump-Regierung ihre Wahlversprechen in konkrete Politik umsetzen könnte. Steuersenkungen, höhere Zölle, weniger Regulierungen, eine Verschlankung der Regierung, Einwanderungsreformen und die Lösung geopolitischer Konflikte könnten der US-Wirtschaft zugutekommen.“
Europa verliert
„Die Auswirkungen der Wahl reichen jedoch über die US-Aktienmärkte hinaus. Wir sind der Meinung, dass die Politik der Trump-Regierung der europäischen Wirtschaft wahrscheinlich schaden wird, auch wenn es Gewinner und Verlierer geben dürfte. Die drei zentralen Themen sind die Handelsbeziehungen, erhöhte Verteidigungsausgaben und eine potenziell starke US-Wirtschaft, unterstützt durch Steuersenkungen für Unternehmen und einem starken Dollar.
Europa weist einen erheblichen Handelsüberschuss mit den USA auf, was die US-Regierung dazu veranlassen könnte, Zölle gegen den Kontinent zu verhängen. Ein Kurswechsel in der US-Sicherheitspolitik, der die Unterstützung der NATO reduziert, könnte Europa zwingen, seine Militärausgaben zu erhöhen. Zudem besteht das Risiko, dass eine dynamische und wettbewerbsorientierte US-Regierung den wirtschaftlichen Wettbewerb verschärft. Wir gehen von einem stärkeren Dollar, einem verlangsamten Wirtschaftswachstum und höheren öffentlichen Ausgaben, insbesondere im Verteidigungsbereich, aus.“
China leidet
„Neben Europa dürfte auch China zu den Leidtragenden der der neuen US-Regierung gehören. Während China voraussichtlich das primäre Ziel der von Trump angekündigten Zölle sein wird, könnten die Risiken eines möglichen Handelskriegs bereits teilweise eingepreist sein, da sich chinesische Exportunternehmen seit dem Wahltag relativ robust gezeigt haben. Es gibt eine realistische Chance, dass die negativen Auswirkungen der Zölle durch fiskalische Anreize gemildert werden können.
Nach der Wahl kündigte China ein Konjunkturprogramm in Höhe von 10 Billionen Yuan an, das vor allem auf Schuldenumwandlungen basiert. Die Reaktionen darauf waren jedoch gemischt. Inländische Anleger wurden durch die neue Ausrichtung der Regierung ermutigt und blicken optimistisch auf zukünftige Maßnahmen. Ausländische Investoren hingegen waren enttäuscht, da sie auf ein umfangreicheres Paket gehofft hatten – Schätzungen zufolge bis zu 12 Billionen Yuan. Ein solches hätte dann zudem eine stärkere Unterstützung des Immobilienmarktes und die Verbraucher vorgesehen. Diese unterschiedliche Wahrnehmung spiegelt sich in der relativen Performance wider: In China notierte Aktien, die überwiegend von inländischen Unternehmen dominiert werden, haben sich besser entwickelt als in Hongkong gelistete Aktien, die stärker global ausgerichtet sind.“
Finanzwerte unter Druck
Mitch Reznick, Group Head of Fixed Income – London, bei Federated Hermes, fügt hinzu:
„Der Wahlsieg Trumps hat deutliche Auswirkungen auf die Credit-Märkte hinterlassen. Trump hat angekündigt, im Rahmen einer aggressiveren Handelspolitik Zölle auf alle ausländischen Waren einzuführen, insbesondere gegenüber globalen Produktionszentren wie Europa und Asien. Aus der Perspektive der Credit-Märkte dürfte dies vor allem zyklische und verbraucherorientierte Sektoren betreffen. Erste Anzeichen einer Schwäche zeigen sich bereits bei Konsumgütern und Automobilen. Da die Zinssatzvolatilität voraussichtlich noch einige Zeit hoch bleiben wird, rechnen wir zudem damit, dass zinssensitive Sektoren wie Finanzwerte unter Druck geraten werden.“
Federated Hermes Limited/HK