Fed: Der weite Zins-Weg
Die Fed hat bei ihrer letzten Sitzung wie erwartet die Zinssätze um einen Viertelpunkt gesenkt. Damit wurde der Leitzins auf das obere Ende des Spektrums von 4,75 Prozent gesenkt. Allerdings scheint der Inflationsrückgang des letzten Jahres ins Stocken geraten zu sein.
Gleichzeitig hat sich das Wirtschaftswachstum wieder erholt, und der negative Arbeitsmarktbericht für Oktober – der größtenteils auf zwei starke Hurrikans und zwei inzwischen beendete Streiks zurückzuführen ist – könnte in den kommenden Monaten nach oben korrigiert werden.
Unsicheres Tempo
Phil Orlando, Chief Market Strategist bei Federated Hermes: „Infolgedessen besteht derzeit Unsicherheit hinsichtlich des Tempos der weiteren Zinssenkungen durch die Fed. Aus unserer Sicht erscheint ein schrittweiser, an die wirtschaftlichen Daten angepasster Ansatz, der zu einem Zielwert von etwa 3,75 Prozent im Laufe des kommenden Jahres führt, realistisch. Die Renditen von 10-jährigen Staatsanleihen sind in den letzten zwei Monaten von 3,6 auf nahezu 4,5 Prozent gestiegen, obwohl sie in den letzten Tagen auf 4,30 Prozent zurückgegangen sind. Angesichts der Aussicht auf eine anhaltend höhere Inflation lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass der Widerstand bei 4,75 oder 5,00 Prozent auf längere Sicht erneut getestet wird. Fed-Präsident Powell erklärte, dass es noch zu früh sei, um abzuschätzen, wie die Steuerpolitik von Präsident Trump – falls sie tatsächlich vom Kongress verabschiedet wird – das Wirtschaftswachstum ankurbeln könnte.“
Wahlen und Börsen
Paul Dalton, Aktienexperte bei Federated Hermes, wirft noch einen Blick auf die Börse: „Der Wahlsieg der Republikaner bei den US-Präsidentschaftswahlen könnte weitreichende Folgen für internationale Aktienmärkte, Währungen, Rohstoffpreise und die Wirtschaft vieler Länder haben. Langfristig gelten Trumps unternehmensfreundliche Ansätze der Deregulierung und Steuersenkungen als wirtschaftsfördernd. Kurzfristig könnten vor allem kleinere Unternehmen und Value-Titel an Attraktivität gewinnen.
Wir sollten jedoch nicht davon ausgehen, dass alles reibungslos läuft. Trumps „America First“-Politik birgt die Gefahr, globale Handelskonflikte, insbesondere mit China und potenziell auch der EU, weiter zu verschärfen. Hinzu kommen das wachsende Haushaltsdefizit und eine gewisse politische Unberechenbarkeit, die zusammen mit seiner geopolitischen Agenda gegenüber Russland und dem Nahen Osten spürbare Auswirkungen auf die Energiemärkte, Verteidigungsausgaben und traditionelle Bündnisse haben könnte.“
Lücke schließt sich
Dalton abschließend: „Trotz aller Unsicherheiten ist es wichtig zu beachten, dass der Einfluss staatlicher Entscheidungen auf die Wirtschaft oft überschätzt wird. Die US-Wirtschaft ist ein starkes, sich stetig weiterentwickelndes System, das durch die täglichen Entscheidungen unzähliger Menschen und Unternehmen getragen wird – unabhängig davon, wer im Weißen Haus regiert. Positiv hervorzuheben ist auch die aktuelle Berichtssaison, die die Erwartungen bislang deutlich übertrifft und das Vertrauen in die Widerstandskraft der Wirtschaft stärkt. Außerdem erwarten wir, dass sich die Wachstumslücke zwischen den großen Technologieunternehmen („Magnificent 7“) und dem übrigen Markt allmählich schließt, was zur Breite der Marktgrundlage beiträgt. Für ein gut diversifiziertes Portfolio von Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten könnte dies ein wertvoller Stützpfeiler sein.“
Federated Hermes Limited/HK