Fed: Zinsschritt als Schnellschuss
Die Zinssenkung der Fed um 0,5 Prozentpunkte signalisiert, dass die Notenbank weiterhin davon ausgeht, eine Rezession der Wirtschaft verhindern zu können. Donald Ellenberger, Senior Portfolio Manager bei Federated Hermes, bezeichnet den Zinsschritt als Schnellschuss.
„Es stand für Federated Hermes von Anfang an fest, dass die Fed den Leitzins, der seit Juli 2023 zwischen 5,25 bis 5,50 Prozent lag, in dieser Sitzung senken wird. Die einzige Unsicherheit war, wie stark die Senkung ausfallen würde. Der Markt erwartete vor der Entscheidung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank mit einer Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent eine Senkung um 25 Basispunkte und mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent eine doppelt so hohe Senkung. Dies garantierte, dass ein Teil der Anleger von dem Ergebnis überrascht werden würde.“
Inflation lässt nach
„Die Fed entschied sich für den größeren Schritt und senkte den Zielzinssatz um einen halben Prozentpunkt, von 5,375 auf 4,875 Prozent. In der Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen (SEP) wurde der restriktive Kurs deutlich. Der sogenannte „Dot Plot“, der die Zinserwartungen der FOMC-Mitglieder anzeigt, verringerte die Prognose für Ende 2024 von 5,1 auf 4,375 Prozent. Ähnlich fiel die Zinserwartung für Ende 2025 von 4,1 auf 3,375 Prozent. Der langfristige Leitzins der Fed stieg hingegen auf 2,9 Prozent. Diese Zahl ist besonders relevant für den Markt, da sie die beste Prognose der Fed für den „neutralen“ Zinssatz darstellt – also das Niveau, bei dem sowohl Inflation als auch Arbeitslosenquote niedrig und stabil bleiben.
Dass der Leitzins um 50 BP statt 25 BP gesenkt wurde, ist ein deutliches Signal dafür, dass die Fed fest davon ausgeht, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg in Richtung Zwei- Prozent-Ziel ist. Die Mitglieder des FOMC senkten ihre Prognose für die Kerninflation des PCE-Preisindex von 2,3 auf 2,2 Prozent. Der größere Schritt zeigt auch, dass die Fed entschlossen ist, eine weiche Landung zu finalisieren. Sie will so verhindern, dass ein schwächer werdender Arbeitsmarkt die Wirtschaft in eine Rezession zieht. „Der Arbeitsmarkt ist in einer soliden Verfassung, und das möchten wir erhalten; das Gleiche gilt für die Wirtschaft“, sagte Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz nach der Sitzung. Es lässt sich argumentieren, dass das Vorziehen der Zinssenkungen die Chancen erhöht, die wirtschaftliche Stabilität zu wahren.“
Weniger Tempo
„Die Entscheidung führte zum ersten Widerspruch seit 2005, denn Gouverneurin Michelle Bowman favorisierte ursprünglich eine Senkung um einen Viertelpunkt. Jedoch war Powell daran interessiert, diesen Umstand zu relativieren und verwies dabei auf die Tatsache, dass alle Mitglieder in diesem Jahr mit mehreren Kürzungen rechneten – insbesondere mit einer Senkung um einen Viertelpunkt in jeder der beiden verbleibenden Sitzungen. „Es gibt eine große gemeinsame Basis“, sagte er. Die Renditekurve wurde leicht steiler, da die stärkere Senkung das niedrige Niveau der kurzfristigen Treasury-Renditen der letzten Wochen bestätigte. Die Fed setzt die Reduzierung ihrer Bilanz fort. Da dies jedoch den Effekt der Zinssenkungen zur geldpolitischen Lockerung teilweise ausgleicht, erwarten wir, dass sich dieses Tempo verlangsamen und im Laufe des Jahres schließlich ganz erliegen wird.“
Federated Hermes/HK