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17. September 2024

Zinssenkungen: Dynamik intakt

Weltweit hat ein neuer Zyklus von Zinssenkungen begonnen. Die EZB hat gerade die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt – die zweite Senkung in dieser Größenordnung seit Juni dieses Jahres. Die Fed steht kurz davor, es ihr gleichzutun.

Alexis Bienvenu, Multi-Asset-Fondsmanager bei LFDE
Alexis Bienvenu, Multi-Asset-Fondsmanager bei LFDE

Das Ausmaß der für den 18. September vorgesehenen Senkung der Fed könnte sich einigen Einschätzungen zufolge auf bis zu 50 Basispunkte belaufen. Die gleiche Dynamik ist, mit Ausnahme von Japan, auch überall sonst im Gange. Alexis Bienvenu, Fondsmanager bei LFDE, analysiert: „Gleichzeitig befinden sich mehrere große Wirtschaftsräume in einer schwierigen Lage: Einige treten auf der Stelle, wie die Eurozone oder auch China, das trotz seines Wachstums von vier bis fünf Prozent in einer endlosen Immobilienflaute steckt und unter einem schwachen Konsum leidet. Bei anderen geben bestimmte Aspekte Anlass zur Sorge – so etwa in den USA, wo die Dynamik des Arbeitsmarktes nachlässt. Kann die angekündigte Lockerung der Zinsen der allgemeinen Wachstumsschwäche entgegenwirken?“

Geduld ist gefragt

„Das wäre wünschenswert, doch die Analyse des Wirkungsmechanismus der Geldpolitik macht einige Illusionen zunichte. Zum einen dürften die Zinssenkungen schrittweise erfolgen, sofern nicht eine abrupte wirtschaftliche Katastrophe eintritt, was allerdings eher unwahrscheinlich ist. Im Durchschnitt dürfte es über ein Jahr eine Senkung um 25 Bp. bei jeder neuen Sitzung der Fed oder der EZB geben, also zweimal pro Quartal. Das ist der derzeitige Marktkonsens. Es heißt also zunächst einmal geduldig abwarten, bevor sich deutliche Unterschiede bei den Zinsen bemerkbar machen werden. Andererseits wirken sich Zinssenkungen nicht unmittelbar auf die Wirtschaft aus.

Schematisch lassen sich drei Phasen unterscheiden. Schon im Vorfeld der geldpolitischen Entscheidungen spiegeln sich die Zinserwartungen der Teilnehmer an den Anleihen- und Devisenmärkten, die sich an den wirtschaftlichen Perspektiven und an den Aussagen der Zentralbanken orientieren, in den Kursen wider. Gleichermaßen passen Unternehmen und private Haushalte ihr Produktions- bzw. Konsumverhalten ihren Inflationsprognosen an, die wiederum von den eingepreisten Zinsbedingungen beeinflusst werden. Die effektive Finanzierung der Wirtschaft ändert sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht wesentlich, da die Kreditaufnahme schrittweise erfolgt.   Erst zum Zeitpunkt der tatsächlichen Zinssenkung verändert sich dann effektiv die Situation in Sektoren mit starker Hebelwirkung, insbesondere im Bankensektor und in immobiliennahen Sektoren. Lange Zeit nach der Leitzinsänderung spürt schließlich auch der größte Teil der sogenannten Realwirtschaft, der nicht allein von der Finanzwirtschaft abhängt, die Lockerung ganz konkret bei der Aufnahme neuer Kredite. Je nach Fall kann dies sechs Monate bis zwei Jahre dauern.“

Positiver Kreislauf

„Die aktuellen Zinssenkungen werden daher wohl erst in einigen Quartalen wirkliche Unterstützung für die Volkswirtschaften leisten können. Dennoch ist allein die Tatsache, dass die Zentralbanken angesichts der positiven Inflationsentwicklung nun über einen deutlich größeren Handlungsspielraum verfügen, eine Unterstützung für die Märkte und die Wirtschaft. Die Wirtschaftsakteure haben nun nämlich allen Grund zu der Annahme, dass die Zentralbanken im Notfall entschlossen handeln werden Dies könnte potenzielle Investitionshindernisse beseitigen und damit das Risiko eines heftigen Konjunkturabschwungs verringern. Denn der positive Kreislauf des wirtschaftlichen Vertrauens impliziert, dass allein der Glaube, dass die Zentralbanken zu einer Rettung fähig sind, dazu beiträgt, die Mechanismen auszumerzen, die eine solche Rettung erforderlich machen würden.“

LFDE/HK

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