KIM-Verordnung würgt Kredite ab
In den ersten drei Quartalen 2023 sind die Hypothekarkredite um 50,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgegangen. Grund dafür ist neben den gestiegenen Zinsen vor allem die sogenannte KIM-Verordnung.
Zu Beginn steht ein schwieriges Wort: Die Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V) regelt die Kreditvergabe mithilfe deutlich restriktiverer Rahmenbedingungen seit gut einem Jahr neu. Mit erheblichen Auswirkungen.
Harte Bandagen
In den ersten drei Quartalen 2023 wurden 44.628 Hypothekarkredite gewährt, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 50,6 Prozent bedeutet. Der häufigste Grund für den Absturz: die hohen Anforderungen der KIM-Verordnung, die seit August 2022 gültig ist. Die zumindest 20%ige Eigenkapitalquote, eine maximale Kreditlaufzeit von 35 Jahren und eine Monatsrate, die maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen darf, sind eine enorme Hürde bei einer Finanzierung. Im Vergleich dazu sind die Abstattungskredite (Q1 bis Q3 2023: 273.000) mit einem Minus von 11,5 Prozent bedeutend weniger stark rückläufig.
„In Zeiten steigender Zinsen und wirtschaftlicher Turbulenzen wird es für viele Privathaushalte nahezu unmöglich, ein finanziell sicheres Fundament für die Zukunft zu schaffen. Daher stellen wir die KIM-Verordnung in ihrer jetzigen Fassung infrage und plädieren für ihre Flexibilisierung. Davon versprechen wir uns eine Kreditvergabe, die sich an die jeweiligen ökonomischen Rahmenbedingungen anpasst und Antragsteller nicht von vornherein ausschließt“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.
Schlechte Aussichten
Ganz besonders betroffen ist die für die Schaffung eines neuen Eigenheims besonders relevante Gruppe der bis 35-Jährigen. Hier fällt das Minus mit 57 Prozent am gravierendsten aus. Damit einhergehend ist diese Altersgruppe auch nicht mehr wie im Vorjahr für 41,2 Prozent aller Hypothekarkredite „verantwortlich“, sondern nur mehr für 35,9 Prozent. „Einerseits legt man vor allem jungen Menschen nahe, in Immobilien zu investieren, um sich für die Zukunft zu rüsten, andererseits werden die Einstiegshürden so angesetzt, dass diese insbesondere für die junge Generation schlichtweg nicht machbar sind“, so Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH.
Geringeres Volumen
Einhergehend mit der sinkenden Anzahl an Kreditverträgen ist zwischen Jänner und September 2023 das Kreditvolumen im Hypothekarbereich gegenüber dem Vorjahr deutlich rückläufig. So weisen etwa die im Zuge der Immobilienanschaffung häufig benötigten Kreditrahmen von 100.000 Euro (- 39,8 %), 250.000 Euro (- 50,6 %) und 500.000 Euro (- 59,5 %) beträchtliche Rückgänge auf. Insgesamt ist das durchschnittliche Kreditvolumen bei Hypothekarkrediten innerhalb eines Jahres von 210.000 Euro auf 196.000 Euro gesunken. Dieser Abwärtstrend setzt sich auch bei den Kreditlaufzeiten fort. Die bis zum Vorjahr am häufigsten gewählte Laufzeit „bis 30 Jahre“ verzeichnete mit 58,1 Prozent das deutlichste Minus.
KSV1870/HK, Fotocredit: Stock Adobe, Andrii Yalanskyi