Kolumne Putz: Mal laufen lassen
Die Datenlage soll es entscheiden. So die EZB. Denn das ist die einzig halbwegs konkrete Aussage der europäischen Notenbanker in den letzten Tagen gewesen. Die Kerninflation ist weiterhin hoch, was für eine (letzte?) Zinserhöhung im September spricht. Doch die Konjunkturdaten, insbesondere in Deutschland, sprechen dagegen. Lässt man die konjunkturelle Schwerkraft den Rest machen bis zur Zielinflation?
Das Zusammentreffen der G20 zeigt die geopolitischen Spannungen deutlich. China schickt nur seine Nr. 2 und Russland nimmt nicht einmal via Videobotschaft teil. Die EZB-Zinsentscheidung, die US-Inflationsdaten und die europäischen Konjunkturerwartungen des ZEW (Leibnitz Institut für Europäische Wirtschaftsforschung) sorgen für einen interessanten, wenngleich wenig spektakulären Wochenausklang.
Asien
Der chinesische Erzeugerpreisindex fällt weiter (um -3,0% ggü. dem Vorjahr), die Inflationsrate bleibt mit +0,1% weiterhin sehr knapp über dem Deflationsszenario. Marktrelevante Makrodaten sind erst für Freitag zu erwarten mit den chinesischen Einzelhandelsumsätzen (steigen von 2,5% auf 2,8% ggü. dem Vorjahr) und der Industrieproduktion (steigt von 3,7% auf 4,0% ggü. dem Vorjahr). Interessant, aber weniger bewegend, ist die japanische Industrieproduktion, die am Vortag veröffentlicht wird.
Europa
Die EU-Konjunkturerwartungen bleiben negativ (-5,5 Zähler), jedoch nahe neutralem Niveau. Der Rückgang der deutschen Industrieproduktion sollte auch auf EU-Ebene (im Vormonat noch +0,5%) durchschlagen. Wichtigstes Ereignis ist jedoch die (letzte?) EZB-Zinsentscheidung am 14. September. Die Begleitreden zeigen den Herbstkurs der EZB auf, das EcoFin-Treffen (der EU-Finanzminister) übersetzt diese Marktmeinung in Fiskalpolitik.
USA
Am Mittwoch werden die aktuellen Inflationsdaten veröffentlicht. Das Augenmerk wird auf der Kerninflation liegen, die derzeit (noch) mit 4,7% deutlich über dem Gesamt-VPI (3,2%) liegt. Die Einzelhandelsumsätze sollten um 0,2% über dem Vormonat liegen. Zum Wochenausklang werden das Verbrauchervertrauen (ungebrochen hoch bei 69,5 Zählern), die Industrieproduktion (de facto auf Vormonatsniveau) und die fünfjährige Inflationserwartung veröffentlicht.
Fazit
Die Woche verläuft, einmal mehr, vergleichsweise ruhig. Die EZB-Zinsentscheidung und die US-Inflation haben das Potenzial, die Märkte zu bewegen. Die IAA in München macht den zunehmenden Wettbewerb im Europa und China gleichermaßen wichtigen Automotive-Sektor sichtbar.
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