Kolumne Putz: Der große Graben
Xi ist nun auch offiziell für seine dritte Amtszeit gewählt worden. Seine Regierung wird mit Getreuen besetzt – und auch sämtliche Kontrollgremien. Damit umgibt sich Xi weniger mit einer Mauer, denn seine Politik ist deutlich offensiver, als vielmehr mit einem breiten Burggraben.
Die neue Woche wird von mehreren Themen bestimmt: Zum einen dürfte es zu einer Erholungsbewegung nach dem tiefroten Wochenausklang kommen – vorausgesetzt, die Systemängste können relativiert werden. Zum anderen wird die Zinsentscheidung der EZB (am Donnerstag) vom Markt als richtungsweisend interpretiert werden.
Asien
Mit Ende der chinesischen Plenartagung des Nationalen Volkskongresses (am Montag) endet auch die Wahl des neuen Regierungsteams. Die Antrittsreden der jeweiligen Minister werden direkt auf die Börsenkurse Asiens wirken. Wieder gestiegene Einzelhandelsumsätze in China werden am Mittwoch ein Stärkesignal für den Binnenhandel liefern.
Europa
In Europa werden die GB-Arbeitsmarktdaten genau beobachtet werden. Diese sind ein wichtiger Schlüssel für die Wirtschaftserholung. Die EZB-Leitzinsentscheidung (prognostiziert ist ein Anstieg von 0,25%) – flankiert vom Statement von Lagarde -liefert eine fundierte, faktenbasierte Wirtschaftsprognose. Erwartet wird ein Ausweiten der Zinsobergrenze (dies ist im Markt bereits eingepreist), da die Kerninflation vorerst weiter steigt.
USA
Die Börsen in den USA müssen die Kursverluste im Bankensektor verarbeiten – wir sollten daher mit zahlreichen „Wir sind stabil“-Statements rechnen. Volkswirtschaftlich werden die nur wenig zurückgehenden Inflationsdaten am Dienstag die Anleger frustrieren. Doch dank der jüngsten Arbeitsmarktdaten wird nun doch wieder eine kleine Zinserhöhung der Fed in der Folgewoche erwartet. Diese neue alte Erwartungshaltung wird durch sinkende Einzelhandelsumsätze unterstützt. Das anhaltend hohe Verbrauchervertrauen (67,0; der Neutralwert ist 50) zeigt, dass Rezessionssorgen kein Breitenthema der US-Bevölkerung sind.
Fazit
Die kommende Woche wird also zahlreiche Marktimpulse erfahren. Die meisten der Signale sind bekannt oder zumindest inhaltlich erwartet. Die Überraschungen sollten sich daher in Grenzen halten. Doch die Unsicherheit ist zurück und damit werden die Kursschwankungen anhalten hoch bleiben.
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