Afrika: Nicht nur Armut
Hunger und Armut – das fällt uns meistens ein, wenn die Rede auf Afrika kommt. Dabei wird vergessen, dass auch hier die Urbanisierung steigt und eine neue Mittelschicht entsteht. Das könnte zu einer Win-Win-Situation führen.
Das mediale Interesse war begrenzt, als im Februar das Gipfeltreffen zwischen EU und der Afrikanischen Union zu Ende gegangen ist. Böse Zungen behaupten ja, dass es aufgrund mangelhafter Ergebnisse gar nicht viel zu berichten gab …
150 Milliarden-Paket
Das wäre natürlich eine Zuspitzung, ein wahrer Kern ist an der Aussage allerdings schon. Fassen wir aber die wichtigsten Beschlüsse zusammen: Immerhin wurde ein afrikanisch-europäisches „Global-Gateway-Paket“ in Höhe von 150 Milliarden Euro aufgelegt. Es soll zum Aufbau diversifizierter, integrativer, nachhaltiger und widerstandsfähiger Volkswirtschaften beitragen und enthält unter anderem Maßnahmen zur Wachstumsfinanzierung, Migration, Unterstützung des Privatsektors, Klimawandel und Energiewende.
Laues Ergebnis
Fachleute ziehen zum Afrika-Gipfel nun eine eher ernüchternde Bilanz. So wie Entwicklungszusammenarbeits-Experte Robert Kappel, Professor an der Universität Leipzig und Aufsichtsratsmitglied der ÖFSE (Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung): „Abgesehen von der Geldscheindiplomatie, die den Gipfel öffentlich prägte, gibt es zahlreiche Agenden, an denen die Europäer gemeinsam mit den Afrikanern nach Lösungen hätten suchen sollen, nicht nur Klima- und Impfstrategien, sondern vor allem auch Konzepte zur Zukunft der Arbeit auf dem Kontinent und dem Kampf gegen die Armut.“ Kappel bezeichnet in diesem Zusammenhang den Gipfel trotz vieler Bemühungen und reger Teilnahme (mehr als 40 afrikanische und alle 27 EU-Staats- bzw. Regierungschefs) als „eine verpasste Chance“.
Wettlauf um Afrika Hat Europa den „Wettlauf“ um Afrika (erinnert sei an den Konkurrenten China) somit schon verloren? Kappel verneint: „Das Engagement Chinas in Afrika hat bisher nicht das gebracht, was erwartet worden war. Wachstum wurde geschaffen, aber es ist nicht zu den Menschen durchgesickert.“ Europa hat also noch immer gute Karten und ein wirtschaftliches sowie demokratisches Modell, dass hoffentlich doch vielversprechender ist als chinesische Planwirtschaft plus brutalem Autoritarismus. Für Europa gibt es in Afrika wirtschaftlich einiges zu gewinnen: In vielen Ländern steigt das Einkommen, es entsteht eine neue Mittelschicht, heute gibt es auf dem Kontinent rund 100 Städte, die mehr als eine Million Einwohner zählen. Verschlafen darf Europa diese Entwicklung nicht.