fbpx
25. Oktober 2021

Schnitzel & Co: Alles wird teurer

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Das allseits beliebte Schnitzel könnte bald um 50 Prozent mehr kosten, Rindfleisch um 60 Prozent teurer werden. Unangenehm in unseren Breiten, für Entwicklungs­länder wären stark anziehende Lebensmittelpreise aber katastrophal.

Josef Baumgartner, Ökonom am Wifo
„Nächstes Jahr erwarten wir einen Anstieg der Preise für Nahrungs- und Genussmittel in Österreich von 2,8 Prozent.“ Josef Baumgartner, Ökonom am Wifo

Ob die allgemeine Inflation ein vorübergehendes Phänomen ist, oder uns noch länger Kopfzerbrechen bereiten wird, ist selbst unter ausgewiesenen Experten wild umstritten. Einigkeit herrscht hingegen darin, dass die Lebensmittelpreise steigen werden. Und zwar spürbar.

Nachfrage und Engpässe

Die Ursachen beschreiben die Wifo-Ökonomen Josef Baumgartner und Franz Sinabell so: „Aufgrund von Engpässen im Transportsystem und weil das Angebot von Rohstoffen und Agrargütern die rasch wachsende Nachfrage nicht zur Gänze decken kann, sind die Preise vieler Waren ab der zweiten Jahreshälfte 2020 (teilweise sehr) stark angestiegen.“ Erfahrungsgemäß reagieren Lebensmittel mit einer gewissen Verzögerung auf Preisänderungen bei Agrargütern, soll heißen: Das dicke Ende für Konsumenten steht erst bevor. Für 2021 sehen Sinabell und Baumgartner einen Anstieg der Preise von Nahrungs- und Genussmitteln in Österreich von 1,7 Prozent. Wobei die Teuerung im ersten Halbjahr lediglich 0,9 Prozent betrug, aber im zweiten Halbjahr satte 2,5 Prozent ausmachen soll. 2022 wird ein Anstieg von 2,8 Prozent prognostiziert.

Teures Schnitzel

Das klingt jetzt vielleicht nicht dramatisch, aber damit könnte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Denn im Zuge ihrer „Farm to Fork“-Strategie will die EU das europäische Lebensmittelsystem nachhaltiger, gesünder und ökologischer gestalten. Eine konsequente Umsetzung hätte zur Folge, dass innerhalb der EU die Produktion von Getreide, Fleisch usw. zurückgehen würde. Als Reaktion wäre wiederum ein Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln logisch, wie die Christian-Albrechts-Universität Kiel berechnet: Obst, Gemüse und Getreide könnten um 10 bis 20 Prozent zulegen, Rohmilch gar um über 30 Prozent. Was den gelernten Österreicher aber wirklich ins Herz trifft: Schweinefleisch könnte circa 50 Prozent und Rindfleisch beinahe 60 Prozent teurer werden. Wiener Schnitzel und Zwiebelrostbraten als Luxusgüter? Das würde vielen sicher nicht schmecken. 

Hunger bekämpfen

Lukas Schmidt, Geschäftsleiter, FIAN Österreich
„Das Recht auf Nahrung wird in vielen Regionen der Welt leider nicht umgesetzt.“ Lukas Schmidt, Geschäftsleiter FIAN Österreich

Wirklich dramatisch ist aber die Situation im Süden unseres Globus. Die FAO (Welternährungsorganisation der UNO) hat errechnet, dass im Zuge von Corona im Jahr 2020 die Zahl hungernder Menschen wieder angestiegen ist. Wie könnte nun die Hungerproblematik bekämpft werden? Ein wichtiger Punkt wäre dabei ein umfassendes Lieferkettengesetz, wie es zum Beispiel von NGOs, ÖGB und AK gefordert wird. Das GELD-Magazin sprach zum Thema mit Lukas Schmidt, Geschäftsleiter von FIAN Österreich, einer internationalen Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung.

„Menschenrechte brauchen Gesetze, wobei das Recht auf Nahrung in vielen Regionen der Welt leider nicht verwirklicht wird. Ein Gesetz, das hohe Standards entlang der gesamten Lieferkette setzt, wäre ein Baustein, um Menschenrechte zu verwirklichen und auch den Hunger zu bekämpfen“, so der Experte.

Ruf nach Veränderung

Fazit: Die Lebensmittelpreise werden zumindest heuer und nächstes Jahr anziehen. Das ist schmerzlich, aber für Wohlfahrtsstaaten verkraftbar. Entwicklungsländer leiden am meisten, neben kurzfristiger Hilfe sind globale Systemänderungen nötig.

Den gesamten Artikel zu diesem Thema finden interessierte Leser im aktuellen GELD-Magazin (Oktober 2021).

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.