30 Jahre BB Biotech
Die Investmentgesellschaft BB Biotech AG feiert in diesem Jahr ihr beeindruckendes 30-jähriges Jubiläum. Dr. Daniel Koller, Head Investment Management Team bei BB Biotech AG, blickt zurück und erläutert, warum das Biotech-Segment gerade jetzt erneut viel Potenzial bietet.
Die Biotech-Branche hat in den letzten drei Jahrzehnten mit ihren Innovationsschüben zahlreiche Fortschritte in der Medikamentenentwicklung erzielt. Sie ist heute beispielsweise führend bei Medikamenten, bei denen verschiedene gentherapeutische Ansätze das Wirkprofil bilden. BB Biotech hat diese Entwicklung von ihren Anfängen an begleitet. Die Bellevue Group AG hat im Jahr 1993, dem Jahr ihrer Gründung als Finanzdienstleister und Broker, mit BB Biotech ein börsennotiertes Anlagevehikel ins Leben gerufen, um europäischen Anlegern den Zugang zur damals noch jungen Biotech-Branche zu erleichtern.
Damals wie heute verfügen die USA über die größte Anzahl investierbarer gelisteter und privater Biotech-Firmen. Der US-Markt ist damit der mit Abstand am weitesten entwickelte Markt für Biotech-Investments. Der Entschluss, den Börsengang von BB Biotech im November 1993 mit einem Emissionserlös von über 400 Millionen Schweizer Franken durchzuführen, erwies sich in vielerlei Hinsicht als der richtige Schritt, um sowohl für die eigene Anlagestrategie als auch für die Aktionärinnen und Aktionäre einen Mehrwert zu generieren.
Herr Koller, warum wurde die BB Biotech AG 1993 gegründet? Und was ist der Unterschied zu klassischen Investmentfonds?
Bellevue hat die Bio-Technologie schon früh als Zukunftsthema erkannt. Die BB Biotech AG ist ein Anlagegefäß, mit dem Investoren über eine an der Schweizer und deutschen Börse notierte Gesellschaft an den Bio-Tech-Entwicklungen im US-Markt teilhaben können. Normale Investmentfonds folgen festen Regeln. Wir verfügen dagegen über eine selbst definierte und auferlegte Anlagestrategie. Diese erlaubt uns, konzentrierter investieren zu können und somit Kernbeteiligungen stärker zu gewichten. Zudem erlaubt die Struktur einen langfristigen Anlagehorizont, denn eine Investmentgesellschaft verhält sich wie ein geschlossener Fonds und ist in ihrer Anlagestrategie nicht von Zu- und Abflüssen von Kundengeldern abhängig, was uns auch ein antizyklisches Investieren ermöglicht.
Gibt es Kernbeteiligungen, die schon länger im Depot sind?
Alle größeren Positionen sind schon länger im Portfolio. Wir beteiligen uns in der Regel zunächst mit
ein bis zwei Prozent unseres Kapitals an kleineren Unternehmen. Wenn diese dann erfolgreich an der Börse wachsen, werden sie mit weiterem Kapital von BB Biotech unterstützt, so dass sie zu großen Beteiligungen werden. Schwächt sich das Wachstum ab, realisieren wir Gewinne und verkaufen. Einige Werte sind schon 10 oder 15 Jahre im Portfolio. Ein Beispiel ist Vertex. Das war damals eine mittelgroße Firma mit unter fünf Milliarden Kapitalisierung. Heute liegt der Börsenwert bei rund 90 Milliarden US-Dollar. Und aufgrund der äußerst vielversprechenden Pipeline halten wir auch weiter am Unternehmen fest. Andere Kernbeteiligungen sind jünger und erst seit rund fünf Jahren im Portfolio vertreten. Dazu zählen Moderna und Argenx.
Was hat sich in den letzten 30 Jahren verändert?
Heute gibt es deutlich mehr Bio-Tech-Unternehmen, was bedeutet, dass es auch mehr zu analysieren gibt. Gleichzeitig muss die Analyse schneller erfolgen als in der Vergangenheit. Unser Investmentteam hat sich daher um sieben Personen erweitert. Außerdem unterstützen uns drei Kollegen als Datenwissenschaftler mit computergestützten Analyseverfahren, die uns den Zugang zu neuen Datenquellen ermöglichen. Die Datenanalyse dient uns als Grundlage für Anlageentscheidungen, um das Portfolio zu optimieren.
Welche Themen sind in den kommenden Jahren am wichtigsten?
Das sind in den nächsten drei bis fünf Jahren vor allem vier große Themenfelder. An erster Stelle steht die Krebsforschung. Hier sind zwar schon wichtige Fortschritte erzielt worden. Aber der Bedarf an noch wirksameren und sicheren Medikationen ist hoch und steigt weiter. Ein weiteres wichtiges Feld ist die Neurologie: Besonders viel wird derzeit in den Bereich Demenz investiert. Drittes Thema sind Autoimmunerkrankungen. Diese nehmen kontinuierlich zu. Der vierte Bereich ist Herz-Kreislauf, wozu auch das Thema Fettleibigkeit gehört.
Aktuell halten sich Investoren eher zurück, der Kurs von BB Biotech hat nachgegeben. Was erwarten Sie für die nächsten zwölf Monate?
Die Gesamtsituation ist äußerst attraktiv, daher sind wir sehr optimistisch. Obwohl gestiegene Zinsen, ein schwacher M&A-Markt und der Vorstoß der US-Regierung, die Medikamentenpreise in den USA künftig zu regulieren, den Biotech-Aktien zugesetzt haben, sehen wir dennoch erhebliches Potenzial. Dies liegt insbesondere an der Kombination aus den guten fundamentalen Fortschritten in der Branche und den attraktiven Bewertungen nach den Abschlägen der letzten beiden Jahre. Während große Konzerne relativ stabil geblieben sind, haben mittelgroße Unternehmen größere Abschläge verzeichnet. Bei kleineren Unternehmen liegen die Unternehmensbewertungen sogar auf oder unterhalb des Niveaus ihrer Bargeldreserven. Außerdem dürfte die Übernahmeaktivität wieder zunehmen. Wir können zwar nicht vorhersagen, wann die Erholung an den Börsen eintreten wird – dies hängt letztendlich auch vom makroökonomischen Umfeld ab –, aber die Ausgangslage ist äußerst vielversprechend.
ExpertsTalk / www.bbbiotech.ch